Donnerstag, 19. April 2018

Das Kreuz Christi und der Christ


Das Kreuz Christi und der Christ


Die Hinweise in den Briefen auf das Kreuz unseres Herrn Jesu Christi haben eine große Bedeutung für das Leben des Gläubigen. Sie zeigen, dass sich die Auswirkungen dieses Kreuzes nicht nur auf den Anfang, sondern auch auf unsere ganze Laufbahn hienieden erstrecken.

 

Die Predigt des Kreuzes

Im ersten Brief an die Korinther zeigt der Apostel, dass das Kreuz Christi das Hauptthema der Evangeliumsverkündigung ist. Der gekreuzigte Christus war zwar ein Ärgernis für die Juden und eine Torheit für die Griechen, aber Er war und ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit für alle Berufenen (1.Kor. 1,17. 18.23.24).
Als daher Paulus Korinth besuchte, um dort das Evangelium zu verkündigen, «hielt er nicht dafür, etwas unter ihnen zu wissen, als nur Jesum Christum und ihn als gekreuzigt» (1.Kor. 2,2). Dass er Ihn so verkündigte, war ein Schlag ins Gesicht für die stolzen Zuhörer. Die feierliche Tatsache des Kreuzes war ein Beweis ihrer Unwissenheit. Denn weil keiner von den Fürsten dieses Zeitlaufs die Weisheit Gottes erkannte, darum haben sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt (1.Kor. 2,8).
Aus diesen Schriftstellen geht die Stellungnahme der Welt - besonders der religiösen und der intellektuellen Welt - gegenüber dem Kreuze Christi deutlich hervor. Sie blicken auf die Kreuzigung mit Widerwillen und Verachtung, denn sie sehen den Herrn nur als «in Schwachheit gekreuzigt», und wissen nicht, dass Er «auferweckt wurde in Kraft».

 

Das Kreuz und die Versöhnung mit Gott

Das Kreuz unseres Herrn Jesu Christi stellt den Höhepunkt der Schuld und Auflehnung des Menschen gegenüber Gott dar. Gleichzeitig ist es aber auch der Boden der Gerechtigkeit, auf welchem der Thron der Gnade Gottes für die Menschheit aufgerichtet worden ist. Das Kreuz Christi ist daher der Zentralpunkt in der göttlichen Heilsgeschichte. In Kolosser 1,20, wo der Apostel vom Kreuze schreibt in Verbindung mit der Versöhnung aller Dinge mit Gott, sagt er: Jesus hat «Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes». Das Blut war nötig zur Sühnung der Sünden. Aber dort war nicht nur der Tod, sondern «der Tod am Kreuz» (Phil. 2,8). Das Kreuz ist das große Zeugnis davon, dass die Welt als solche unversöhnlich ist mit Gott. Es ist das Urteil der Welt gegenüber Seinem geliebten Sohne, der in diese Welt gekommen ist, auf dass die Welt durch Ihn errettet würde.
Aber am Kreuze wurde das Sühnungsblut für die Sünde vergossen, welches jetzt für die Gläubigen und im kommenden Tausendjährigen Reiche für die Welt als Ganzes die Grundlage der Versöhnung bildet. «Er hat Frieden gemacht durch das Blut Seines Kreuzes».
Auch im Epheserbrief wird das Kreuz in Zusammenhang gebracht mit der Versöhnung, jedoch mit dem Hinweis, dass beide, sowohl Juden als Nationen, durch den Glauben auf einen Boden vor Gott hingestellt worden sind. Vor Golgatha gab es eine anerkannte Zwischenwand zwischen Juden und Nationen. Aber beide Gruppen haben sich freiwillig zusammengetan, um den Herrn der Herrlichkeit zu kreuzigen, und so tragen sie beide die Schuld an Seinem Tode. Gottes Antwort in Gnade auf diese Sünde war die Aufhebung des alten Unterschiedes und die Zusammenfassung der Gesamtheit der Gläubigen in einem Leibe, ungeachtet ihrer Nationalität. So lesen wir, dass Er «abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung», um «die beiden in einem Leibe mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte» (Eph. 2,13-16).

 

Befreiung vom Gesetz, vom Fleische und von der Welt

Im Brief an die Galater führt der Apostel das Kreuz Christi ein, um die dadurch entstandene dreifache Befreiung für den Gläubigen hervorzuheben. Diese Befreiung ist eine vollendete Tatsache, wie auch das Werk Christi am Kreuze vollkommen und endgültig ist; und alle die glauben, haben teil an diesen Ergebnissen.

 

1. Befreiung vom Gesetz.

Durch das Gesetz Mose wurde ein Fluch gelegt
a) auf jeden, der nicht ununterbrochen dessen Vorschriften gehorchte: «Verflucht sei, wer nicht aufrecht hält die Worte dieses Gesetzes, sie zu tun!» (5.Mose 27,26; Gal. 3,10); und
b) auf jeden, der verurteilt wurde, an ein Holz gehängt zu werden: «Ein Fluch Gottes ist ein Gehängter» (5.Mose 21,23; Gal. 3,13).
Da alle, denen das Gesetz gegeben worden war, der Übertretung schuldig waren, lag das ganze Volk unter dem Fluche. Aber der Herr Jesus, der gekreuzigt worden ist und also «am Holze hing», wurde zum Fluche gemacht. Darum erklärt der Apostel: «Christus hat uns losgekauft vom Fluche des Gesetzes, indem Er ein Fluch für uns geworden ist». Den Strafansprüchen des Gesetzes wurde somit durch den Herrn Jesus auf dem Kreuze Genüge getan. Als Ergebnis geht daraus hervor: Der gläubige Jude ist vom Gesetz und seiner furchtbaren Strafe losgekauft worden und der Segen Abrahams ist durch Jesum Christum auf die Nationen gekommen.

 

2. Befreiung vom Fleische.

In dem Briefe an die Galater wendet der Apostel diesen Grundsatz auf den Wandel der Gläubigen an. Ihr Wandel kann, wie er zeigt, entweder unter dem Impuls und der Leitung ihres eigenen Fleisches oder unter dem Antrieb und der Führung des Heiligen Geistes stehen. Aber Paulus ermahnt sie, im Geiste zu wandeln. Er gründet seine Ermahnung auf ihre Einsmachung mit Christo in Seiner Kreuzigung (Gal. 2,20, Römer 6,6) und sagt: «Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt, samt den Leidenschaften und Lüsten (Gal. 5,24).
Der Apostel drückt sich genau aus. Er sagt nicht: «die welche das Fleisch kreuzigen» und auch nicht: «die es kreuzigen werden», als ob erwartet würde, dass sie diese Handlung selber ausführten. Tatsache ist, dass es für die, welche des Christus sind, schon geschehen ist. Er kann daher fortfahren: «Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch durch den Geist wandeln».

 

3. Befreiung von der Welt.

Der Apostel zeigt im weiteren auch, dass uns das Kreuz nicht nur von der fleischlichen Religion des Judentums und von unserer eigenen selbstsüchtigen und bösen Natur, sondern auch von der Welt befreit hat. Damit meint er die zu einem System gewordene Lebensordnung um uns herum, in welchem Gott nicht anerkannt und in welchem der gekreuzigte Heiland verachtet wird. Paulus frohlockt in seiner Befreiung von der Welt, obwohl sie ihm Anteil an der Schmach des Kreuzes brachte: «Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt» (Gal. 6,14).
Wie war dieses Wort dazu angetan, jene Christen in den galatischen Versammlungen zu beschämen, die fürchteten, «dass sie um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden könnten»! In einem andern Briefe nennt Paulus solche Christen «die Feinde des Kreuzes Christi» (Phil. 3,18). Der Apostel rühmt sich der Tatsache, dass das Kreuz für ihn persönlich Schluss machte mit der Welt; sie war für ihn gekreuzigt. Noch mehr: das Kreuz war auch hinsichtlich seiner Beziehungen zur Welt das Ende seiner selbst; auch er war der Welt gekreuzigt («und ich der Welt»). Die Welt betrachtete Paulus, der Christo nachfolgte, mit Abscheu und Verachtung, als eine gekreuzigte Person, gerade so, wie sie auch seinen und unsern Meister betrachtete und noch immer einschätzt.
Diese Einsmachung mit dem Kreuze unseres Herrn Jesu Christi war des Apostels normale Stellung als Christ, und das trifft auch auf alle Gläubigen zu. Aber wie viele unter ihnen nehmen diese Stellung ein, in ihrer vollen Bedeutung? Es ist nicht etwas, das wir uns erst noch durch Selbstkasteiung erwerben müssen. Wir können in dieser Stellung vorangehen, weil sie für uns schon vollendete Tatsache ist.

 

Sich des Kreuzes Christi rühmen

Die Einsmachung mit Christo auf dem Kreuze gilt für alle Gläubigen, aber das «sich dessen Rühmen» ist eine ganz persönliche Sache des Einzelnen. Deshalb kommen die Worte des Paulus aus seinem eigenen Herzen: «Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus». Er sagt «unser», wenn er vom Herrn spricht, aber «mich zu rühmen» ... «mir gekreuzigt» ... «ich der Welt». So auch in einem früheren Kapitel: «Ich bin mit Christo gekreuzigt; und nicht mehr lebe ich». Viele Seelen sind schon bis ins Innerste ergriffen worden durch die geisterfüllten Worte des Paulus in diesen Kapiteln. Sie suchten ihm nachzueifern, und sich auch des Kreuzes Christi zu rühmen, welches die Grundlage war für ihre Verbindung mit ihrem abwesenden und verworfenen Meister. Die, welche des Christus sind, sollten sich Seines Kreuzes rühmen, das sie von der Welt absondert.
So ist also jeder Gläubige in die gleiche Stellung gebracht, in welcher der gekreuzigte Christus zu dieser Welt stand; denn auch er ist gekreuzigt. Dabei sollte aber der andere Gesichtspunkt nicht übersehen werden, dass es auf dem Kreuze auf Golgatha sühnende Leiden gab, die niemand mit Christo teilen kann ... Aber wiewohl der Herr in diesem Sinne auf Golgatha allein war, so wurde doch ein Räuber mit Ihm gekreuzigt, der am selben Tage mit Ihm ins Paradies ging.
Die gegenwärtige Vereinigung mit dem Gekreuzigten wird gebührend belohnt werden am Tage der Erscheinung Christi. Wer jetzt mit Ihm leidet, wird dann mit Ihm regieren. Wer hier Seine Schmach getragen hat, wird dann mit Ihm in Herrlichkeit erscheinen. Die Juden, welche Ihn kreuzigten, werden auf Ihn blicken, den sie durchbohrt haben (Offb. 1,7; Sach. 12,10). Noch mehr: sie werden in Seinem Gefolge diejenigen sehen, welche mit Ihm gekreuzigt waren.
Die Zeit ist kurz. Das Kommen des Herrn steht nahe bevor. Weshalb sollten wir wie einige der Galater uns fürchten, verfolgt zu werden um des Kreuzes Christi willen?

 

Vom Kreuztragen des Jüngers

Der Herr Jesus lehrte Seine Jünger, kurze Zeit vor Seiner Kreuzigung, dass es für die Nachfolge nötig war, das Kreuz aufzunehmen. Es ist wichtig, dieses Bild zu unterscheiden von dem, was wir soeben betrachtet haben. Der Begriff «Kreuz» in den Evangelien ist eng verwandt mit dem Begriff «Kreuz» in den Briefen, aber doch hat jeder dieser Begriffe seine Besonderheit. Es ist klar, dass einer, der schon auf ein Kreuz genagelt ist, nicht aufgefordert werden kann, es aufzunehmen und zu tragen; denn der Gekreuzigte wird selber vom Kreuze getragen.
Wir finden in den Evangelien, dass unser Herr, als Er das Prätorium verließ, Sein Kreuz trug und zu dem Orte hinausging, wo Er gekreuzigt wurde (Joh. 19,17). Sie ergriffen dann Simon von Kyrene und zwangen ihn, das Kreuz Jesu nachzutragen (Luk. 23,26). Das Kreuz verkündigte jedermann in den Straßen Jerusalems, dass der Herr Jesus zum Kreuzestode verurteilt war. Das Kreuz, das zur Richtstätte hinaufgetragen wurde, war ein öffentliches Kennzeichen der Schande, und die so gebrandmarkte Person war den Verwünschungen der Volksmenge preisgegeben.
Die Tatsache der Verachtung seitens der Welt um des Kreuzes willen ist sowohl aus den Evangelien wie auch aus den Briefen ersichtlich. Der hauptsächliche Unterschied besteht darin, dass in den Evangelien der Jünger aufgerufen wird, sein Kreuz aufzunehmen, während in den Episteln der Gläubige nicht ermahnt wird, etwas aufzunehmen. Dort wird er vielmehr belehrt, dass er mit Christo gekreuzigt ist und daher dementsprechend wandeln muss, indem er alle Folgen auf sich nimmt.
Daher spricht Paulus vom «Kreuz Christi» und vom «Kreuz unseres Herrn Jesus Christus», der Herr aber vom Kreuze Seiner Nachfolger: «Wer nicht sein Kreuz aufnimmt». Hier ist es das Kreuz des Jüngers. Dieses Kreuz war das Schandmal, das die Welt auf die Nachfolger des verachteten Nazareners legte.
Die Worte des Herrn haben auch heute noch ihre ganze Kraft und erfüllen sich an allen, die für den Namen Jesu leiden. Wir haben noch immer «unser Kreuz» aufzunehmen und unserem verworfenen Meister nachzufolgen.
Im Volksmund bezeichnet man Krankheiten oder irgend eine andere persönliche Trübsal als das Kreuz des Christen. Solche Dinge sind aber in dem schriftgemäßen Gebrauch des Wortes nicht eingeschlossen, wie dies auch aus den verschiedenen, oben angeführten Stellen hervorgeht. Das «Kreuz» umschließt jede Form des Leidens und der Schmach um Christi willen, die der, welcher Ihm nachfolgt, zu ertragen hat. Aber Leiden, die aus der Ungerechtigkeit der Menschen hervorgehen, oder sogar Leiden um eigener Fehler willen, sind etwas anderes als das Kreuztragen im biblischen Sinne.

aus: Halte fest Jahrgang 1958
Foto: pixabay.de

Dienstag, 17. April 2018

Hat Gott die Welt vergessen?



Hat Gott die Welt vergessen?


Heute ist die Frage: «Hat Gott die Welt vergessen?» in den Herzen und sogar auf den Lippen vieler Tausender. Der vergangene Weltkrieg und die ihm folgenden Ereignisse haben den oberflächlichen Glauben der Menschen an Gott erschüttert.
Aber, kannst du dir das schreckliche Unheil vergegenwärtigen, das entstünde, wenn Gott nur für den Bruchteil einer Sekunde die Welt vergessen würde? «Er trägt alle Dinge durch das Wort Seiner Macht» und «alle Dinge bestehen zusammen durch Ihn». Er selbst ist es, der «allen Leben und Odem und alles gibt». Wenn Er wirklich die Welt vergäße, würde sie augenblicklich untergehen und erlöschen. «Aber», so entgegnet jemand, «wenn wir fragen: ,Hat Gott die Welt vergessen?‘ so denken wir an die gegenwärtigen erschreckenden Zustände im Leben und Zusammenleben der Völker auf der Erde. Wir möchten wissen: Was wird Gott tun? Weiß Er es nicht? Und wenn Er es weiß, kümmert Er sich nicht darum? Warum ist Er untätig? Ist Er denn nicht verantwortlich für die Dinge hier unten? Ist Er nicht der Gott der Welt? Ist Er nicht ihr Herrscher?» Hier die Antworten:

Nein, ein anderer ist der Fürst dieser Welt.

Gott ist nicht der Gott dieser Welt und nicht verantwortlich für das, was in ihr geschieht. Du begehst einen ernsten Fehler, wenn du anders denkst. Satan ist der Gott dieser Welt und ihr Herrscher.
Hast du Lukas 4,5-6 noch nie gelesen: «Und der Teufel führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und der Teufel sprach zu ihm: Ich will dir alle diese Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie.» Unser Herr stellte den Herrschaftsanspruch des Teufels nicht in Frage. Er sagte nicht: du lügst; du bietest mir an, was gar nicht dir gehört. Nein, Er wusste es besser. Dreimal spricht unser Herr von Satan als dem Fürsten dieser Welt (Joh. 12,31; 14,30 und 16,11). Und aus 2.Kor. 4,4 geht hervor, dass Satan der «Gott dieser Welt» ist. Er regiert die Welt der Männer und Frauen mit allen ihren politischen und weltlichen Organisationen. Er steht sogar auch hinter so vielen ihrer religiösen Körperschaften. Denke nur an das, was in den Ländern der heutigen Welt unter Satans Herrschaft vor sich geht! Und für das alles sollte Gott verantwortlich sein? Wenn wir dem Worte Gottes glauben: nie und nimmer! Gewiss, Gott sitzt auf Seinem Throne als der Höchste über allem. Er hält die Dinge unter Seiner Kontrolle - sonst würde die Welt sich selber vernichten. Aber die Annahme, Gott, und nicht Satan, regiere die Welt und bewirke die Ereignisse, ist eine völlig irrige Auffassung.
Wer gab Satan diese Macht?

Wie kam es, dass er der Gott und Herrscher dieser Welt wurde?

Zuerst war es Adam, der im Garten Eden diese schreckliche Wahl traf. Dem Sinn nach, sagte Satan zu Adam: «Wie kannst du auf Gott vertrauen! Er wird nicht das Beste für dich tun. Vertraue dich mir an und lass mich dein Führer sein.» Adam ging darauf ein, lehnte sich durch seinen Ungehorsam gegen Gott auf und huldigte Satan. - In diesem Augenblick begann das Chaos der Welt.
Ist denn Gott nicht dazwischen getreten? Doch, Er sandte Seine Diener, die Propheten, um die Menschen zu bewegen, von Satan zu Gott umzukehren. Aber wie wurden Seine Diener behandelt? Sie wurden gefoltert, gesteinigt, zersägt oder starben durch den Tod des Schwertes. Was hat Gott daraufhin getan? - Er sagte: «Ich will meinen geliebten Sohn senden».
Und so hat Gottes Sohn vor mehr als zweitausend Jahren Menschengestalt angenommen. Er kam nicht nur in diese Welt, um für die gefallene Menschheit das Erlösungswerk zu vollbringen, sondern auch, um Anspruch zu erheben auf Seinen Thron. Als der römische Landpfleger Ihn frug: «Also du bist ein König?» antwortete er: «Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen» (Joh. 18,37). Dann sagte Pilatus zum Volke: «Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe?» Aber sie schrien: «Nicht diesen, sondern den Barabbas» - den Mann Satans. «Was soll ich denn mit Jesu tun?» frug er weiter. «Kreuzige ihn, kreuzige ihn!» schrien sie. Dann begannen sie, Ihm ins Gesicht zu speien. Sie krönten Ihn mit Dornen, legten einen Purpurmantel um Seine Schultern und beugten sich spottend vor Ihm nieder, indem sie ausriefen: «Sei gegrüßt, König der Juden!» Er wurde gegeißelt, mit Stricken gebunden und von einem Richterstuhl zum andern geschleppt.

Gott stellte die Welt auf die Probe.

Wollten die Menschen Christum haben - oder Satan? Der Welt Antwort war: «Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche! - Kommt, lasst uns ihn töten und Sein Erbe in Besitz nehmen!» Sie nahm Stellung gegen den Herrn und Seinen Christus. Und der Mensch ist immer noch entschlossen, eine Welt ohne Christum zu haben.
Die Welt hat ihren König verworfen. «Ihr habt gebeten, dass euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde; den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet!» das ist Gottes furchtbare Anklage gegenüber der Welt. Sie hat Satan, einen Lügner und Mörder von Anfang, erwählt, statt Christum. Jeder Mensch, der nicht Christum angehört, steht auf der Seite Satans. «Wer nicht für mich ist», sagt Christus, «ist wider mich.»

Gott erlaubt der Welt, ihren eigenen Weg zu gehen…

…und unter dem Gott ihrer folgenschweren Wahl ihr Bestes zu tun. Christus hat ihr schon die Resultate Seiner Verwerfung angekündigt: «Kriege und Kriegsgerüchte... Es wird sich Nation wider Nation erheben... Dies alles muss geschehen.»
Das Durcheinander in der Welt wird immer größer, je näher das Ende heranrückt.
Weiß denn Gott keinen Ausweg? Doch!!! Er hat ein göttliches Heilmittel für alle Übel der Welt; der heutige Zustand wird nicht ewig dauern. Aber zunächst müssen wir der traurigen Tatsache ins Angesicht schauen, dass der Mensch kein Heilmittel besitzt für die aus den Fugen geratene, chaotische Welt. Gutmeinende Menschen sind bitter enttäuscht. Ihre besten Anstrengungen haben sich als völlig nutzlos erwiesen. Jeder Ausweg wird verunmöglicht. In der Tat, die sittliche und geistige Geschichte dieser armen Welt kann in zwei Worte zusammengefasst werden: SECHSTAUSENDJÄHRIGES MISSLINGEN. - Nun müssen wir uns aber die Frage stellen:

Was ist denn die Aufgabe des Christentums…

…in dieser Welt und was bezweckt Gott mit der Predigt des Evangeliums?
Petrus gibt uns die Antwort in Apostelgeschichte 15,14: «Gott hat die Nationen heimgesucht, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.» Nicht die Welt bekehren, oder die Welt verbessern, sondern aus den Nationen ein Volk für Sich herausnehmen, damit es bei Ihm in der Herrlichkeit droben wohne: Das ist es, was Gott noch heute tut.
Ist Gott also gleichgültig gegenüber allem, was geschieht? Keineswegs. Die Welt als Ganzes ist unter dem Fluche, aber Gott ist tätig zum ewigen Segen und Heile aller, die sich zu Ihm wenden in Buße und Glauben.
Die Welt ist mit einem Schiff vergleichbar. Die Mannschaft hat gemeutert, den Kapitän - den Sohn des Besitzers - ermordet und über Bord geworfen. Die Frage ist nun: Wer soll das Schiff führen? Einer nach dem andern macht einen Versuch, aber alles misslingt und endet schließlich mit einer Katastrophe. Denn das Schiff ist an einem Felsen gestrandet und geht dem Untergang entgegen. Der Besitzer vernimmt, was geschehen ist und sendet unverzüglich ein Rettungsboot aus zur Rettung der Mannschaft. «Aber sie haben doch deinen Sohn ermordet!» rufen die Männer vom Rettungsboot. «Ich will ihnen ihre schreckliche Untat vergeben» antwortet der Besitzer, «und jeden Mann retten, der ins Rettungsboot springen will. Das Schiff ist zum Untergang verurteilt, aber ich will alle herausretten, welche die Rettung annehmen.»
Dem, der auf den unheilvollen Zustand in der Welt hinweist und fragt: «Was tut Gott?», dem antworte ich:

Gott rettet Menschen aus dem Wrack

Er wirbt um die Menschen, damit sie sich von Satan abwenden und Seinen Sohn als ihren Heiland annehmen. «Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde!» ruft Er aus. So viele Christum aufnehmen, denen gibt Er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Unterdessen aber eilt die Welt ihrem schrecklichen Ende entgegen.
Zu den Seinen sagt der Herr: «Ihr seid nicht von dieser Welt.» Er wird bald kommen, um sie aus diesem fremden Ort wegzuholen. Das ist der erste Teil Seines zweiten Kommens. «Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1.Thess. 4,16,17).
Alsdann werden wir eine Weile mit Ihm im Vaterhause bleiben, bevor Er mit Macht und großer Herrlichkeit aus dem Himmel herniedersteigen wird. Der einst gehasste Nazarener - der heute verachtete Jesus, wird dann von denen, die Ihn verworfen haben, in Seiner furchtbaren Majestät gesehen werden. «Der Herr wird kommen inmitten seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen wider alle», hat schon Henoch prophezeit (Jud. 14-15). Und Paulus schreibt: «Bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wird er denen Vergeltung geben, die Gott nicht kennen und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen, welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit Seiner Stärke» (2. Thess. 1,89). Dann wird nach Matthäus 25,31-46 jeder auf der Erde lebende, noch nicht errettete Mensch die schrecklichen Worte hören müssen:
«Gehet von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.» Zu den Erretteten aber wird der Herr sagen: «Kommet her, Gesegnete meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an.»

Dann wird Christus über die Erde regieren…

…in großer Macht, als «König der Könige und Herr der Herren». «Seine Herrschaft wird sein von Meer zu Meer, und vom Strome bis an die Enden der Erde» ... «Und seines Reiches wird kein Ende sein»
«Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben»...
Hat Gott die Welt vergessen?
Nein, und tausendmal nein! «Mein Vater wirkt bis jetzt», sagt unser Herr, «und ich wirke». Christus «hat sich selbst für unsere Sünden hingegeben, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt». Gott hat Sein geschriebenes Wort über die ganze Erde verbreitet; Er warnt und bittet die Menschen noch jetzt, den falschen Fürsten zu verwerfen und Seinen Sohn im Glauben anzunehmen. Er hat die dritte Person der Gottheit, den Heiligen Geist herabgesandt, um die Welt von ihrer Sünde zu überführen, weil sie nicht an Christum glaubten. Er hat Seinen Sohn zum Heile derer gemacht, die Busse tun und Christum als Heiland und Herrn bekennen.
Noch ist der Himmel geöffnet für die Verlorenen der Erde.

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Aus: Halte fest Jahrgang 1958
Foto: pixabay.de