Donnerstag, 19. April 2018

Das Kreuz Christi und der Christ


Das Kreuz Christi und der Christ


Die Hinweise in den Briefen auf das Kreuz unseres Herrn Jesu Christi haben eine große Bedeutung für das Leben des Gläubigen. Sie zeigen, dass sich die Auswirkungen dieses Kreuzes nicht nur auf den Anfang, sondern auch auf unsere ganze Laufbahn hienieden erstrecken.

 

Die Predigt des Kreuzes

Im ersten Brief an die Korinther zeigt der Apostel, dass das Kreuz Christi das Hauptthema der Evangeliumsverkündigung ist. Der gekreuzigte Christus war zwar ein Ärgernis für die Juden und eine Torheit für die Griechen, aber Er war und ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit für alle Berufenen (1.Kor. 1,17. 18.23.24).
Als daher Paulus Korinth besuchte, um dort das Evangelium zu verkündigen, «hielt er nicht dafür, etwas unter ihnen zu wissen, als nur Jesum Christum und ihn als gekreuzigt» (1.Kor. 2,2). Dass er Ihn so verkündigte, war ein Schlag ins Gesicht für die stolzen Zuhörer. Die feierliche Tatsache des Kreuzes war ein Beweis ihrer Unwissenheit. Denn weil keiner von den Fürsten dieses Zeitlaufs die Weisheit Gottes erkannte, darum haben sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt (1.Kor. 2,8).
Aus diesen Schriftstellen geht die Stellungnahme der Welt - besonders der religiösen und der intellektuellen Welt - gegenüber dem Kreuze Christi deutlich hervor. Sie blicken auf die Kreuzigung mit Widerwillen und Verachtung, denn sie sehen den Herrn nur als «in Schwachheit gekreuzigt», und wissen nicht, dass Er «auferweckt wurde in Kraft».

 

Das Kreuz und die Versöhnung mit Gott

Das Kreuz unseres Herrn Jesu Christi stellt den Höhepunkt der Schuld und Auflehnung des Menschen gegenüber Gott dar. Gleichzeitig ist es aber auch der Boden der Gerechtigkeit, auf welchem der Thron der Gnade Gottes für die Menschheit aufgerichtet worden ist. Das Kreuz Christi ist daher der Zentralpunkt in der göttlichen Heilsgeschichte. In Kolosser 1,20, wo der Apostel vom Kreuze schreibt in Verbindung mit der Versöhnung aller Dinge mit Gott, sagt er: Jesus hat «Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes». Das Blut war nötig zur Sühnung der Sünden. Aber dort war nicht nur der Tod, sondern «der Tod am Kreuz» (Phil. 2,8). Das Kreuz ist das große Zeugnis davon, dass die Welt als solche unversöhnlich ist mit Gott. Es ist das Urteil der Welt gegenüber Seinem geliebten Sohne, der in diese Welt gekommen ist, auf dass die Welt durch Ihn errettet würde.
Aber am Kreuze wurde das Sühnungsblut für die Sünde vergossen, welches jetzt für die Gläubigen und im kommenden Tausendjährigen Reiche für die Welt als Ganzes die Grundlage der Versöhnung bildet. «Er hat Frieden gemacht durch das Blut Seines Kreuzes».
Auch im Epheserbrief wird das Kreuz in Zusammenhang gebracht mit der Versöhnung, jedoch mit dem Hinweis, dass beide, sowohl Juden als Nationen, durch den Glauben auf einen Boden vor Gott hingestellt worden sind. Vor Golgatha gab es eine anerkannte Zwischenwand zwischen Juden und Nationen. Aber beide Gruppen haben sich freiwillig zusammengetan, um den Herrn der Herrlichkeit zu kreuzigen, und so tragen sie beide die Schuld an Seinem Tode. Gottes Antwort in Gnade auf diese Sünde war die Aufhebung des alten Unterschiedes und die Zusammenfassung der Gesamtheit der Gläubigen in einem Leibe, ungeachtet ihrer Nationalität. So lesen wir, dass Er «abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung», um «die beiden in einem Leibe mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte» (Eph. 2,13-16).

 

Befreiung vom Gesetz, vom Fleische und von der Welt

Im Brief an die Galater führt der Apostel das Kreuz Christi ein, um die dadurch entstandene dreifache Befreiung für den Gläubigen hervorzuheben. Diese Befreiung ist eine vollendete Tatsache, wie auch das Werk Christi am Kreuze vollkommen und endgültig ist; und alle die glauben, haben teil an diesen Ergebnissen.

 

1. Befreiung vom Gesetz.

Durch das Gesetz Mose wurde ein Fluch gelegt
a) auf jeden, der nicht ununterbrochen dessen Vorschriften gehorchte: «Verflucht sei, wer nicht aufrecht hält die Worte dieses Gesetzes, sie zu tun!» (5.Mose 27,26; Gal. 3,10); und
b) auf jeden, der verurteilt wurde, an ein Holz gehängt zu werden: «Ein Fluch Gottes ist ein Gehängter» (5.Mose 21,23; Gal. 3,13).
Da alle, denen das Gesetz gegeben worden war, der Übertretung schuldig waren, lag das ganze Volk unter dem Fluche. Aber der Herr Jesus, der gekreuzigt worden ist und also «am Holze hing», wurde zum Fluche gemacht. Darum erklärt der Apostel: «Christus hat uns losgekauft vom Fluche des Gesetzes, indem Er ein Fluch für uns geworden ist». Den Strafansprüchen des Gesetzes wurde somit durch den Herrn Jesus auf dem Kreuze Genüge getan. Als Ergebnis geht daraus hervor: Der gläubige Jude ist vom Gesetz und seiner furchtbaren Strafe losgekauft worden und der Segen Abrahams ist durch Jesum Christum auf die Nationen gekommen.

 

2. Befreiung vom Fleische.

In dem Briefe an die Galater wendet der Apostel diesen Grundsatz auf den Wandel der Gläubigen an. Ihr Wandel kann, wie er zeigt, entweder unter dem Impuls und der Leitung ihres eigenen Fleisches oder unter dem Antrieb und der Führung des Heiligen Geistes stehen. Aber Paulus ermahnt sie, im Geiste zu wandeln. Er gründet seine Ermahnung auf ihre Einsmachung mit Christo in Seiner Kreuzigung (Gal. 2,20, Römer 6,6) und sagt: «Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt, samt den Leidenschaften und Lüsten (Gal. 5,24).
Der Apostel drückt sich genau aus. Er sagt nicht: «die welche das Fleisch kreuzigen» und auch nicht: «die es kreuzigen werden», als ob erwartet würde, dass sie diese Handlung selber ausführten. Tatsache ist, dass es für die, welche des Christus sind, schon geschehen ist. Er kann daher fortfahren: «Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch durch den Geist wandeln».

 

3. Befreiung von der Welt.

Der Apostel zeigt im weiteren auch, dass uns das Kreuz nicht nur von der fleischlichen Religion des Judentums und von unserer eigenen selbstsüchtigen und bösen Natur, sondern auch von der Welt befreit hat. Damit meint er die zu einem System gewordene Lebensordnung um uns herum, in welchem Gott nicht anerkannt und in welchem der gekreuzigte Heiland verachtet wird. Paulus frohlockt in seiner Befreiung von der Welt, obwohl sie ihm Anteil an der Schmach des Kreuzes brachte: «Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt» (Gal. 6,14).
Wie war dieses Wort dazu angetan, jene Christen in den galatischen Versammlungen zu beschämen, die fürchteten, «dass sie um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden könnten»! In einem andern Briefe nennt Paulus solche Christen «die Feinde des Kreuzes Christi» (Phil. 3,18). Der Apostel rühmt sich der Tatsache, dass das Kreuz für ihn persönlich Schluss machte mit der Welt; sie war für ihn gekreuzigt. Noch mehr: das Kreuz war auch hinsichtlich seiner Beziehungen zur Welt das Ende seiner selbst; auch er war der Welt gekreuzigt («und ich der Welt»). Die Welt betrachtete Paulus, der Christo nachfolgte, mit Abscheu und Verachtung, als eine gekreuzigte Person, gerade so, wie sie auch seinen und unsern Meister betrachtete und noch immer einschätzt.
Diese Einsmachung mit dem Kreuze unseres Herrn Jesu Christi war des Apostels normale Stellung als Christ, und das trifft auch auf alle Gläubigen zu. Aber wie viele unter ihnen nehmen diese Stellung ein, in ihrer vollen Bedeutung? Es ist nicht etwas, das wir uns erst noch durch Selbstkasteiung erwerben müssen. Wir können in dieser Stellung vorangehen, weil sie für uns schon vollendete Tatsache ist.

 

Sich des Kreuzes Christi rühmen

Die Einsmachung mit Christo auf dem Kreuze gilt für alle Gläubigen, aber das «sich dessen Rühmen» ist eine ganz persönliche Sache des Einzelnen. Deshalb kommen die Worte des Paulus aus seinem eigenen Herzen: «Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus». Er sagt «unser», wenn er vom Herrn spricht, aber «mich zu rühmen» ... «mir gekreuzigt» ... «ich der Welt». So auch in einem früheren Kapitel: «Ich bin mit Christo gekreuzigt; und nicht mehr lebe ich». Viele Seelen sind schon bis ins Innerste ergriffen worden durch die geisterfüllten Worte des Paulus in diesen Kapiteln. Sie suchten ihm nachzueifern, und sich auch des Kreuzes Christi zu rühmen, welches die Grundlage war für ihre Verbindung mit ihrem abwesenden und verworfenen Meister. Die, welche des Christus sind, sollten sich Seines Kreuzes rühmen, das sie von der Welt absondert.
So ist also jeder Gläubige in die gleiche Stellung gebracht, in welcher der gekreuzigte Christus zu dieser Welt stand; denn auch er ist gekreuzigt. Dabei sollte aber der andere Gesichtspunkt nicht übersehen werden, dass es auf dem Kreuze auf Golgatha sühnende Leiden gab, die niemand mit Christo teilen kann ... Aber wiewohl der Herr in diesem Sinne auf Golgatha allein war, so wurde doch ein Räuber mit Ihm gekreuzigt, der am selben Tage mit Ihm ins Paradies ging.
Die gegenwärtige Vereinigung mit dem Gekreuzigten wird gebührend belohnt werden am Tage der Erscheinung Christi. Wer jetzt mit Ihm leidet, wird dann mit Ihm regieren. Wer hier Seine Schmach getragen hat, wird dann mit Ihm in Herrlichkeit erscheinen. Die Juden, welche Ihn kreuzigten, werden auf Ihn blicken, den sie durchbohrt haben (Offb. 1,7; Sach. 12,10). Noch mehr: sie werden in Seinem Gefolge diejenigen sehen, welche mit Ihm gekreuzigt waren.
Die Zeit ist kurz. Das Kommen des Herrn steht nahe bevor. Weshalb sollten wir wie einige der Galater uns fürchten, verfolgt zu werden um des Kreuzes Christi willen?

 

Vom Kreuztragen des Jüngers

Der Herr Jesus lehrte Seine Jünger, kurze Zeit vor Seiner Kreuzigung, dass es für die Nachfolge nötig war, das Kreuz aufzunehmen. Es ist wichtig, dieses Bild zu unterscheiden von dem, was wir soeben betrachtet haben. Der Begriff «Kreuz» in den Evangelien ist eng verwandt mit dem Begriff «Kreuz» in den Briefen, aber doch hat jeder dieser Begriffe seine Besonderheit. Es ist klar, dass einer, der schon auf ein Kreuz genagelt ist, nicht aufgefordert werden kann, es aufzunehmen und zu tragen; denn der Gekreuzigte wird selber vom Kreuze getragen.
Wir finden in den Evangelien, dass unser Herr, als Er das Prätorium verließ, Sein Kreuz trug und zu dem Orte hinausging, wo Er gekreuzigt wurde (Joh. 19,17). Sie ergriffen dann Simon von Kyrene und zwangen ihn, das Kreuz Jesu nachzutragen (Luk. 23,26). Das Kreuz verkündigte jedermann in den Straßen Jerusalems, dass der Herr Jesus zum Kreuzestode verurteilt war. Das Kreuz, das zur Richtstätte hinaufgetragen wurde, war ein öffentliches Kennzeichen der Schande, und die so gebrandmarkte Person war den Verwünschungen der Volksmenge preisgegeben.
Die Tatsache der Verachtung seitens der Welt um des Kreuzes willen ist sowohl aus den Evangelien wie auch aus den Briefen ersichtlich. Der hauptsächliche Unterschied besteht darin, dass in den Evangelien der Jünger aufgerufen wird, sein Kreuz aufzunehmen, während in den Episteln der Gläubige nicht ermahnt wird, etwas aufzunehmen. Dort wird er vielmehr belehrt, dass er mit Christo gekreuzigt ist und daher dementsprechend wandeln muss, indem er alle Folgen auf sich nimmt.
Daher spricht Paulus vom «Kreuz Christi» und vom «Kreuz unseres Herrn Jesus Christus», der Herr aber vom Kreuze Seiner Nachfolger: «Wer nicht sein Kreuz aufnimmt». Hier ist es das Kreuz des Jüngers. Dieses Kreuz war das Schandmal, das die Welt auf die Nachfolger des verachteten Nazareners legte.
Die Worte des Herrn haben auch heute noch ihre ganze Kraft und erfüllen sich an allen, die für den Namen Jesu leiden. Wir haben noch immer «unser Kreuz» aufzunehmen und unserem verworfenen Meister nachzufolgen.
Im Volksmund bezeichnet man Krankheiten oder irgend eine andere persönliche Trübsal als das Kreuz des Christen. Solche Dinge sind aber in dem schriftgemäßen Gebrauch des Wortes nicht eingeschlossen, wie dies auch aus den verschiedenen, oben angeführten Stellen hervorgeht. Das «Kreuz» umschließt jede Form des Leidens und der Schmach um Christi willen, die der, welcher Ihm nachfolgt, zu ertragen hat. Aber Leiden, die aus der Ungerechtigkeit der Menschen hervorgehen, oder sogar Leiden um eigener Fehler willen, sind etwas anderes als das Kreuztragen im biblischen Sinne.

aus: Halte fest Jahrgang 1958
Foto: pixabay.de

Dienstag, 17. April 2018

Hat Gott die Welt vergessen?



Hat Gott die Welt vergessen?


Heute ist die Frage: «Hat Gott die Welt vergessen?» in den Herzen und sogar auf den Lippen vieler Tausender. Der vergangene Weltkrieg und die ihm folgenden Ereignisse haben den oberflächlichen Glauben der Menschen an Gott erschüttert.
Aber, kannst du dir das schreckliche Unheil vergegenwärtigen, das entstünde, wenn Gott nur für den Bruchteil einer Sekunde die Welt vergessen würde? «Er trägt alle Dinge durch das Wort Seiner Macht» und «alle Dinge bestehen zusammen durch Ihn». Er selbst ist es, der «allen Leben und Odem und alles gibt». Wenn Er wirklich die Welt vergäße, würde sie augenblicklich untergehen und erlöschen. «Aber», so entgegnet jemand, «wenn wir fragen: ,Hat Gott die Welt vergessen?‘ so denken wir an die gegenwärtigen erschreckenden Zustände im Leben und Zusammenleben der Völker auf der Erde. Wir möchten wissen: Was wird Gott tun? Weiß Er es nicht? Und wenn Er es weiß, kümmert Er sich nicht darum? Warum ist Er untätig? Ist Er denn nicht verantwortlich für die Dinge hier unten? Ist Er nicht der Gott der Welt? Ist Er nicht ihr Herrscher?» Hier die Antworten:

Nein, ein anderer ist der Fürst dieser Welt.

Gott ist nicht der Gott dieser Welt und nicht verantwortlich für das, was in ihr geschieht. Du begehst einen ernsten Fehler, wenn du anders denkst. Satan ist der Gott dieser Welt und ihr Herrscher.
Hast du Lukas 4,5-6 noch nie gelesen: «Und der Teufel führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und der Teufel sprach zu ihm: Ich will dir alle diese Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie.» Unser Herr stellte den Herrschaftsanspruch des Teufels nicht in Frage. Er sagte nicht: du lügst; du bietest mir an, was gar nicht dir gehört. Nein, Er wusste es besser. Dreimal spricht unser Herr von Satan als dem Fürsten dieser Welt (Joh. 12,31; 14,30 und 16,11). Und aus 2.Kor. 4,4 geht hervor, dass Satan der «Gott dieser Welt» ist. Er regiert die Welt der Männer und Frauen mit allen ihren politischen und weltlichen Organisationen. Er steht sogar auch hinter so vielen ihrer religiösen Körperschaften. Denke nur an das, was in den Ländern der heutigen Welt unter Satans Herrschaft vor sich geht! Und für das alles sollte Gott verantwortlich sein? Wenn wir dem Worte Gottes glauben: nie und nimmer! Gewiss, Gott sitzt auf Seinem Throne als der Höchste über allem. Er hält die Dinge unter Seiner Kontrolle - sonst würde die Welt sich selber vernichten. Aber die Annahme, Gott, und nicht Satan, regiere die Welt und bewirke die Ereignisse, ist eine völlig irrige Auffassung.
Wer gab Satan diese Macht?

Wie kam es, dass er der Gott und Herrscher dieser Welt wurde?

Zuerst war es Adam, der im Garten Eden diese schreckliche Wahl traf. Dem Sinn nach, sagte Satan zu Adam: «Wie kannst du auf Gott vertrauen! Er wird nicht das Beste für dich tun. Vertraue dich mir an und lass mich dein Führer sein.» Adam ging darauf ein, lehnte sich durch seinen Ungehorsam gegen Gott auf und huldigte Satan. - In diesem Augenblick begann das Chaos der Welt.
Ist denn Gott nicht dazwischen getreten? Doch, Er sandte Seine Diener, die Propheten, um die Menschen zu bewegen, von Satan zu Gott umzukehren. Aber wie wurden Seine Diener behandelt? Sie wurden gefoltert, gesteinigt, zersägt oder starben durch den Tod des Schwertes. Was hat Gott daraufhin getan? - Er sagte: «Ich will meinen geliebten Sohn senden».
Und so hat Gottes Sohn vor mehr als zweitausend Jahren Menschengestalt angenommen. Er kam nicht nur in diese Welt, um für die gefallene Menschheit das Erlösungswerk zu vollbringen, sondern auch, um Anspruch zu erheben auf Seinen Thron. Als der römische Landpfleger Ihn frug: «Also du bist ein König?» antwortete er: «Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen» (Joh. 18,37). Dann sagte Pilatus zum Volke: «Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe?» Aber sie schrien: «Nicht diesen, sondern den Barabbas» - den Mann Satans. «Was soll ich denn mit Jesu tun?» frug er weiter. «Kreuzige ihn, kreuzige ihn!» schrien sie. Dann begannen sie, Ihm ins Gesicht zu speien. Sie krönten Ihn mit Dornen, legten einen Purpurmantel um Seine Schultern und beugten sich spottend vor Ihm nieder, indem sie ausriefen: «Sei gegrüßt, König der Juden!» Er wurde gegeißelt, mit Stricken gebunden und von einem Richterstuhl zum andern geschleppt.

Gott stellte die Welt auf die Probe.

Wollten die Menschen Christum haben - oder Satan? Der Welt Antwort war: «Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche! - Kommt, lasst uns ihn töten und Sein Erbe in Besitz nehmen!» Sie nahm Stellung gegen den Herrn und Seinen Christus. Und der Mensch ist immer noch entschlossen, eine Welt ohne Christum zu haben.
Die Welt hat ihren König verworfen. «Ihr habt gebeten, dass euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde; den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet!» das ist Gottes furchtbare Anklage gegenüber der Welt. Sie hat Satan, einen Lügner und Mörder von Anfang, erwählt, statt Christum. Jeder Mensch, der nicht Christum angehört, steht auf der Seite Satans. «Wer nicht für mich ist», sagt Christus, «ist wider mich.»

Gott erlaubt der Welt, ihren eigenen Weg zu gehen…

…und unter dem Gott ihrer folgenschweren Wahl ihr Bestes zu tun. Christus hat ihr schon die Resultate Seiner Verwerfung angekündigt: «Kriege und Kriegsgerüchte... Es wird sich Nation wider Nation erheben... Dies alles muss geschehen.»
Das Durcheinander in der Welt wird immer größer, je näher das Ende heranrückt.
Weiß denn Gott keinen Ausweg? Doch!!! Er hat ein göttliches Heilmittel für alle Übel der Welt; der heutige Zustand wird nicht ewig dauern. Aber zunächst müssen wir der traurigen Tatsache ins Angesicht schauen, dass der Mensch kein Heilmittel besitzt für die aus den Fugen geratene, chaotische Welt. Gutmeinende Menschen sind bitter enttäuscht. Ihre besten Anstrengungen haben sich als völlig nutzlos erwiesen. Jeder Ausweg wird verunmöglicht. In der Tat, die sittliche und geistige Geschichte dieser armen Welt kann in zwei Worte zusammengefasst werden: SECHSTAUSENDJÄHRIGES MISSLINGEN. - Nun müssen wir uns aber die Frage stellen:

Was ist denn die Aufgabe des Christentums…

…in dieser Welt und was bezweckt Gott mit der Predigt des Evangeliums?
Petrus gibt uns die Antwort in Apostelgeschichte 15,14: «Gott hat die Nationen heimgesucht, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.» Nicht die Welt bekehren, oder die Welt verbessern, sondern aus den Nationen ein Volk für Sich herausnehmen, damit es bei Ihm in der Herrlichkeit droben wohne: Das ist es, was Gott noch heute tut.
Ist Gott also gleichgültig gegenüber allem, was geschieht? Keineswegs. Die Welt als Ganzes ist unter dem Fluche, aber Gott ist tätig zum ewigen Segen und Heile aller, die sich zu Ihm wenden in Buße und Glauben.
Die Welt ist mit einem Schiff vergleichbar. Die Mannschaft hat gemeutert, den Kapitän - den Sohn des Besitzers - ermordet und über Bord geworfen. Die Frage ist nun: Wer soll das Schiff führen? Einer nach dem andern macht einen Versuch, aber alles misslingt und endet schließlich mit einer Katastrophe. Denn das Schiff ist an einem Felsen gestrandet und geht dem Untergang entgegen. Der Besitzer vernimmt, was geschehen ist und sendet unverzüglich ein Rettungsboot aus zur Rettung der Mannschaft. «Aber sie haben doch deinen Sohn ermordet!» rufen die Männer vom Rettungsboot. «Ich will ihnen ihre schreckliche Untat vergeben» antwortet der Besitzer, «und jeden Mann retten, der ins Rettungsboot springen will. Das Schiff ist zum Untergang verurteilt, aber ich will alle herausretten, welche die Rettung annehmen.»
Dem, der auf den unheilvollen Zustand in der Welt hinweist und fragt: «Was tut Gott?», dem antworte ich:

Gott rettet Menschen aus dem Wrack

Er wirbt um die Menschen, damit sie sich von Satan abwenden und Seinen Sohn als ihren Heiland annehmen. «Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde!» ruft Er aus. So viele Christum aufnehmen, denen gibt Er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Unterdessen aber eilt die Welt ihrem schrecklichen Ende entgegen.
Zu den Seinen sagt der Herr: «Ihr seid nicht von dieser Welt.» Er wird bald kommen, um sie aus diesem fremden Ort wegzuholen. Das ist der erste Teil Seines zweiten Kommens. «Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1.Thess. 4,16,17).
Alsdann werden wir eine Weile mit Ihm im Vaterhause bleiben, bevor Er mit Macht und großer Herrlichkeit aus dem Himmel herniedersteigen wird. Der einst gehasste Nazarener - der heute verachtete Jesus, wird dann von denen, die Ihn verworfen haben, in Seiner furchtbaren Majestät gesehen werden. «Der Herr wird kommen inmitten seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen wider alle», hat schon Henoch prophezeit (Jud. 14-15). Und Paulus schreibt: «Bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wird er denen Vergeltung geben, die Gott nicht kennen und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen, welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit Seiner Stärke» (2. Thess. 1,89). Dann wird nach Matthäus 25,31-46 jeder auf der Erde lebende, noch nicht errettete Mensch die schrecklichen Worte hören müssen:
«Gehet von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.» Zu den Erretteten aber wird der Herr sagen: «Kommet her, Gesegnete meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an.»

Dann wird Christus über die Erde regieren…

…in großer Macht, als «König der Könige und Herr der Herren». «Seine Herrschaft wird sein von Meer zu Meer, und vom Strome bis an die Enden der Erde» ... «Und seines Reiches wird kein Ende sein»
«Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben»...
Hat Gott die Welt vergessen?
Nein, und tausendmal nein! «Mein Vater wirkt bis jetzt», sagt unser Herr, «und ich wirke». Christus «hat sich selbst für unsere Sünden hingegeben, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt». Gott hat Sein geschriebenes Wort über die ganze Erde verbreitet; Er warnt und bittet die Menschen noch jetzt, den falschen Fürsten zu verwerfen und Seinen Sohn im Glauben anzunehmen. Er hat die dritte Person der Gottheit, den Heiligen Geist herabgesandt, um die Welt von ihrer Sünde zu überführen, weil sie nicht an Christum glaubten. Er hat Seinen Sohn zum Heile derer gemacht, die Busse tun und Christum als Heiland und Herrn bekennen.
Noch ist der Himmel geöffnet für die Verlorenen der Erde.

----------

Aus: Halte fest Jahrgang 1958
Foto: pixabay.de

Sonntag, 18. März 2018

Die Bibel - ein Wunder



Die Bibel - ein Wunder


Die Heilige Schrift ist ein Wunder. Und in einem gewissen Sinne ist dies auch ein Beweis dafür, dass sie die Offenbarung Gottes ist.
Stellen wir uns einmal vor, von verschiedenen Orten her bringe man Stücke bemalten Glases herbei, die zusammen ein Ganzes bilden. Würden wir da nicht sagen, ein Künstler habe ihre Anfertigung angeordnet, um ein Kirchenfenster daraus zu machen?
Oder vergegenwärtigen wir uns folgendes: Viele Männer aus mancherlei Ländern kommen mit Marmorstücken verschiedenartiger Formen, und beim Aufeinandersetzen dieser einzelnen Teile entsteht eine wohlproportionierte Statue. Würden wir da nicht voraussetzen, ein Bildhauer habe jedem dieser Männer ein Teilstück des Werkes in Auftrag gegeben, das herausgearbeitet werden sollte, gemäß der Fähigkeit jedes Beauftragten, aber vor allem entsprechend dem Gedanken des Bildhauers?
So setzt sich auch die Bibel aus 70 Büchern zusammen, die innerhalb einer Zeitspanne von 1600 Jahren geschrieben worden sind. Viele Männer mit verschiedenen Fähigkeiten und Begabungen haben an diesem Werk gearbeitet. Und wenn wir jetzt die Bibel in ihrer Gesamtheit betrachten, so sehen wir, dass ihre verschiedenen Teile gegenseitig die scheinbaren Widersprüche erklären und sich vervollständigen, und dass sie zusammen ein einziges Gemälde darstellen, gebildet und belebt durch den einen Geist.
Aber das erkennt nicht jedermann, gewiss nicht. Es braucht Verständnis zum Zusammensetzen der Glasstücke und zum Zusammenfügen der verschiedenen Marmorblöcke. So ist es auch mit dem Worte Gottes, das eingegeben und zusammengesetzt worden ist durch einen Geist. Nur wer diesen Geist besitzt, kann Sein Werk verstehen. Wie das Kirchenfenster und die Statue im Geiste und auf dem Plan des Künstlers schon ein Ganzes waren, bevor er die einzelnen Teile den Arbeitern übergab, so hatte auch Gott einen Plan für Sein ganzes Wort, bevor ein einziger Buchstabe geschrieben war. Darum sagt Petrus: «Keine Weissagung der Schrift ist von eigener Auslegung» (2.Petr. 1,20). Man kann eine einzelne Schriftstelle für sich nicht mit Genauigkeit erklären. Die Schrift ist ein Ganzes und unzertrennbar. Nur wer alles besitzt kann die Absicht des Geistes verstehen. Daher waren die Propheten genötigt, «nachzusuchen und nachzuforschen», denn die Offenbarung war damals noch nicht vollständig, und sie mussten sich auf die mündliche oder schriftliche Offenbarung stützen, die sie schon besaßen. Daher ist es auch widersinnig, in der Schrift Worte Gottes zu suchen und andere als Menschenworte zu verwerfen. Das Wort ist eine Einheit.
Der «Kanon» der Schriften hing keineswegs vom Entscheid eines Konzils ab, so wenig wie die Einheit der Teile, die eine Pflanze ausmachen, vom Professor der Botanik abhängt, der sie numeriert und klassifiziert. Wir haben nicht nötig, die Teile zusammenzusetzen, sie halten von selber zusammen. Ähnlich wie das Eisen sich an den Magneten klammert, so ziehen sich die Bibelteile an, sobald man sie einander nahe bringt.
Die Heilige Schrift ist lebendig. Der Mensch kann weder etwas hinzufügen, noch etwas hinwegnehmen, ohne dass man es merkt. Wer das nicht anerkennen will, schadet sich selbst, das Wort ändert sich dadurch nicht.
Daher muss auch die Auslegung der Schrift nicht durch eine Synode festgesetzt werden, wenn die Menschen auch verantwortlich sind, das zu bewahren, was Gott ihnen anvertraut hat. Und Gott ruft Seine Kinder auf, jedes persönlich, Sein Wort zu lesen. Und wer sich vom Geiste Gottes leiten lässt, wird immer zu dem zurückgeführt, was von Anfang war, zu der Absicht des Geistes. Es versteht sich von selbst, dass Gott der Versammlung Lehrer gegeben hat, die sie in dem unterweisen, was sie selber in der Schrift gefunden haben, und die daher eine besondere Berufung und Verantwortlichkeit haben, aber das gehört nicht zu unserem Thema: Die Bibel ein Wunder!
Seit die Welt besteht, haben Geschichtsschreiber, Dichter und Gelehrte, viele Bücher geschrieben. Unter diesen Büchern gibt es solche, wie zum Beispiel die des Homer, welche unnachahmliche Vorbilder geworden sind. Alle diese alten Bücher eines Homer oder Platon unter den Griechen, eines Virgil oder Horaz unter den Römern, und alle die neueren, Shakespeare oder Goethe, so schön sie auch sein mögen, wo sind sie? Man findet sie in den Bibliotheken der Gelehrten und der gebildeten Leute. Sie bilden den Geschmack, schärfen den Verstand, formen und verfeinern vielleicht die Gefühle derer, die diese Bücher lesen und verstehen können. Aber sie vermögen keiner Seele den Frieden zu geben, und für einen großen Teil der Menschen sind sie unverständlich.
Mit der Bibel ist es anders. Man hat angefangen, daran zu arbeiten, bevor es den Griechen überhaupt in den Sinn kam, Bücher zu schreiben. 1600 Jahre sind zwischen ihrem Anfang und ihrer Vollendung verflossen. Könige und Priester, Schriftgelehrte und Lehrer, Dichter und Hirten, Fischer und Zöllner haben daran gearbeitet. Sie haben sich nicht gekannt und konnten sich nicht miteinander verständigen. Die Sprachen, in welchen sie schrieben, sind nun tot, man spricht sie heute nirgends mehr. Aber selbst Kinder können die Bibel mit Genuss lesen, und Gelehrte achten sie. Große Denker wie ein Newton bekennen, dass sie dieses Buch nicht erschöpfen und nicht ergründen können. Einfache Leute erquicken ihre Seele durch die Bibel. Zivilisierte und primitive Völker beugen sich vor ihrer Macht, und überall, wo sie hingelangt, verbessert sich die Moral. Könige und Herrscher haben ihr widerstanden - sie sind verschwunden, aber die Bibel ist geblieben. Es ist das einzige Buch, das in fast alle bekannten Sprachen der Welt übersetzt worden ist, und die Zahl ihrer bestehenden Exemplare übersteigt bei weitem die Auflage jedes anderen Buches. Die Welt will nichts davon wissen, und doch ist sie in der ganzen Welt zu finden, vom Norden bis zum Süden, vom Westen bis zum Osten. Wer die Bibel nicht kennt, und wäre es ein Doktor oder ein Professor, ist ein Unwissender, wenn man über moralische oder geistliche Dinge mit ihm spricht; ein junger Knabe, der die Bibel kennt, könnte ihn beschämen. Die moderne Kritik greift die Bibel an, zernagt sie, schränkt sie ein und will nicht ein einziges ihrer Bücher voll anerkennen; aber dennoch bleibt sie weiterhin das Buch, das Millionen von Menschen leitet, die nicht einmal wissen, dass es so etwas wie moderne Kritik gibt.
Und, was noch wichtiger ist als alles andere; die Bibel hat, im Gegensatz zu jedem anderen Buch, während allen Jahrhunderten ihres Bestehens, dem Gewissen Ruhe, der Seele Frieden und dem Herzen Nahrung gegeben und zwar unzähligen Menschen der verschiedensten Alter, in niedriger und hoher Stellung. Die Bibel fährt fort, zu tun, was jedem andern Buch unmöglich ist: sie macht Menschen, die sie im Glauben aufnehmen so glücklich, dass sie im Frieden leben und sterben können, wenn es sein muss sogar eines Märtyrertodes. Nur die Bibel kann solches tun, und ein Buch, das derartiges zustande bringt, ist ein Wunder.
Soll ich noch schöne Zeugnisse beifügen? Es sind Worte von Ungläubigen:
Jean-Jacques Rousseau, der Apostel der Französischen Revolution hat einmal gesagt: «Ich muss bekennen, dass mich die Majestät der Bibel mit Bewunderung erfüllt und meinem Herzen immer größeren Eindruck macht. Prüfen sie die Werke aller Philosophen: wie gering sind sie neben der Heiligen Schrift, trotz der Pracht ihrer Beredsamkeit! Sollte es möglich sein, dass ein so einfaches und doch so erhabenes Werk Menschenwerk ist?» Diderot, dessen Schriften so viel zur Ausbreitung des Unglaubens beigetragen haben, hat unter anderem in einem Kreise von Gelehrten, die über die Bibel spöttelten, gesagt: «Die Bibel ist für mich ein unergründliches Rätsel. Alles, was in den Künsten und in der Literatur groß genannt werden kann, hat seinen Stoff aus diesem Buche geholt, oder verdankt ihm seine Form. Wenn ich glauben könnte, dass Gott geredet hat, so wäre ich der Erste, der anerkennte, dass wir in diesem Buche Sein Wort haben.»
Feinde und Freunde, alle anerkennen, dass die Bibel ein Wunder ist, dass sie Wunder getan hat, und dass sie immer noch Wunder tut.
Wäre dies möglich gewesen, wenn die Kritik zu beweisen vermocht hätte, dass man sich auf die Echtheit der Schriften nicht verlassen kann? Nein, denn sobald diese Autorität fehlte und jedermann sagen könnte: Dieses ist oder ist nicht ein Wort Gottes - dann würde alles von der Auffassung des Menschen abhängen. Alles wäre dann unbestimmt und nur noch eine Wahrscheinlichkeit. Wir könnten uns dann auf kein einziges Wort der Bibel mehr stützen. Wir hätten dem Feinde dann kein «es steht geschrieben» mehr entgegenzuhalten, und kein «es steht geschrieben» für den Frieden unserer Seele und für die Kraft unserer Verkündigung. Wir hätten keine Gewissheit mehr bezüglich des Sühnungstodes, der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi. Wir hätten keine Lehre der Rechtfertigung durch Gnade mehr. Die Bibel wäre dann ein Buch wie jedes andere und kein Wunder mehr!
In direktem Gegensatz zu diesen Vernunftschlüssen gibt es die eine Tatsache: Die Bibel ist ein Wunder. Mehr denn je wird heute die Heilige Schrift angegriffen. Sie hat Feinde jeder Gattung, selbst im Lager ihrer Freunde. Satan will das Wort entwerten, um dessen Autorität zu zerstören. Aber, Gott sei Dank, die durch dieses Wort bekehrten Sünder sind heute zahlreicher denn je. Immer deutlicher werden die Prophezeiungen, die sie enthält, durch die Geschichte bestätigt, handle es sich nun um den Verfall der Christenheit, oder um das Erwachen Israels und die Rückkehr der Juden in ihr eigenes Land.
Dieses Buch, das eine solche Macht besitzt, sollte es nicht ein Wunder sein? Der Apostel sagt: «Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein
Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben» (Hebr. 4,12. 13). Welcher Mensch würde von sich aus so etwas schreiben? Der Apostel kommt vom Worte Gottes unvermittelt auf Gott selber zu reden: «Das Wort Gottes ist lebendig... und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar.» Wir sehen hier: das Wort ist eins mit Gott. Es ist in Ihm verkörpert und darum führt es auch in die Gegenwart Gottes. Es macht weise zur Seligkeit (2.Tim. 3,15). Es ist wie Feuer, ein Hammer, der Felsen zerschmettert (Jer. 23,29). Es erleuchtet und gibt Einsicht (Ps. 119,130). Es zeigt uns unseren verlorenen Zustand und lässt uns erkennen, wer wir vor Gott sind (Joh. 4,29). Es reinigt die Seele (Joh. 15,3); denn es wird mit Wasser verglichen (Hes. 36,25-27; Joh. 3,5). Es pflanzt den Samen der Wiedergeburt in das Herz ein (1.Petr. 1,23; Jak. 1,18 und 21). Lasst uns die Bibel betend lesen und uns ihrer Autorität unterwerfen, denn sie ist tatsächlich das, was sie zu sein behauptet: das Wort Gottes.

aus: Halte fest Jahrgang 1958
Foto: pixabay.de

Montag, 5. März 2018

Die lebendige Einheit


Die lebendige Einheit, nach Epheser 4, 4

Wo stehen wir?


«Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung.»
Dieser Vers spricht zu uns von der Einheit des Leibes, der Einheit des Geistes und von der Einheit der Hoffnung unserer Berufung.

1. Der Gedanke der Einheit des Leibes ist überaus kostbar. Es handelt sich dabei nicht um eine Körperschaft von Menschen, die sich freiwillig zusammentun durch gleichgeschaltete Ansichten und Tätigkeiten. Nein, es handelt sich um einen lebendigen, einzigartigen Leib, um den Leib des Christus, um die Versammlung, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt (Eph. 1,23). Er kann nicht geteilt werden; denn wie könnte Christus geteilt werden? Dieser Leib hat jetzt hier auf dieser Erde seine Stätte für eine Zeit, die bald abgeschlossen sein wird. Er wurde gebildet an Pfingsten und wird hier auf der Erde bleiben bis zum Kommen des Herrn, wobei Er die Seinigen zu sich nehmen wird. Der Leib wächst, seine Glieder werden erneuert von einer Generation zur andern, in dem Masse, wie sie entschlafen in Jesus. Er hat nicht bestanden vor Pfingsten, und er wird sich auch nicht mehr hienieden befinden während der Zeitperiode der apokalyptischen Gerichte und des Tausendjährigen Reiches. Der Leib wird dann für immer vereint sein mit seinem verherrlichten Haupte im Himmel.
Aber wo wird er gegenwärtig gefunden? Er ist ein Leib, der von dem Leben des Christus lebt: er ist also überall da, wo das Leben des Christus bewußt und offenbar vorhanden ist. Die Frage wird manchmal gestellt, ob alle, die man Gläubige nennt, dazugehören. Wir dürfen uns in dieser Hinsicht nicht irreführen lassen, da dieser Ausdruck in der Christenheit einen undeutlichen Sinn erhalten hat. Auch dürfen wir nicht denken, dass wir fähig seien, alle wahren Gläubigen zu erkennen, denn dies steht nur Gott zu. Der Rahmen des «Leibes», wenn wir uns so ausdrücken können, wird uns in der Heiligen Schrift gegeben: «Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden» (1.Kor. 12,13).
Es ist gewiss, dass alle, die Jesus als ihren Herrn und Heiland bekennen und bei denen man daher das Leben des Christus sieht, als Glieder des Leibes betrachtet werden sollen, sogar die - und wie viele gibt es - welche darüber nicht das geringste Verständnis haben. Sie sind durch die Macht des Heiligen Geistes als Glieder an dem Leib gesetzt worden, der sie alle mit dem verherrlichten Haupte verbindet. Indem sie das Evangelium gehört und es im Glauben aufgenommen haben, wurden sie mit dem Geiste der Verheißung versiegelt; das Zeichen der Erlösung ist auf ihnen.
Aber bis es soweit ist mit einer Seele - während Gott am Werk ist, wirklich Busse in ihr zu bewirken und sie zu dem Punkt zu führen, wo sie, von neuem geboren, das Recht hat, ein Kind Gottes zu sein - wagt diese Seele meist nicht, sich als errettet zu bekennen, und auch wir können dann oft nicht weiter gehen als sie, wenn wir auch auf das Werk der Gnade in ihr Vertrauen haben dürfen. Anderseits vermag ein laut bezeugtes christliches Bekenntnis die Wirklichkeit nicht zu beschönigen, und es ist nicht selten, dass der Augenblick kommt, wo der wirkliche Zustand der Seele entlarvt wird.
Kurzum, die wahren Gläubigen zu erkennen, ist eine Sache des geistlichen Unterscheidungsvermögens. Wir haben in dieser Beziehung viel Demut und Abhängigkeit nötig. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass schon zur Zeit der Apostel sich falsche Brüder neben einschlichen unter die Gläubigen und «gewisse Menschen», die schon vorlängst, wegen ihres Abfalles von Gott, zum Gericht aufgezeichnet waren. In der heutigen allgemeinen Verwirrung haben wir zu wachen, dürfen aber gleichzeitig beruhigt sein in dem Bewusstsein, dass der «Herr kennt, die sein sind».
Auf jeden Fall ist es die Aufgabe der wahren Gläubigen, für sich selber und unter einander den Sinn des Wortes zu ergreifen: «Ihr aber seid Christi Leib und Glieder insonderheit» (1.Kor. 12,27). Es gibt kein menschliches Zwischenelement. Eine örtliche Versammlung, wie die der Korinther ist nur der Ausdruck der einen Versammlung, des Leibes Christi. Wenn eine Gruppe von Christen, sei sie klein oder groß, eine Gemeinde mit eigener Verfassung bildet, so leugnet sie praktisch die Einheit des Leibes des Christus. Und doch ist es gerade das, was die Menschen nie aufgehört haben zu tun, angefangen bei den großen Staats- und Volkskirchen bis hinab zu den kleinsten Körperschaften, die wir von allen Seiten hervorkommen sehen. Die Ermahnung des 3. Verses dieses 4. Kapitels im Epheserbrief ist hier von großer Wichtigkeit: «euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens».

2. Denn da ist eine Einheit des Leibes, weil es einen Geist gibt. Ein Leib ohne Geist ist tot (Jak. 2,26). Das Leben des Christus belebt alte Glieder seines Leibes durch den Heiligen Geist, in welchem wir, wie bereits gesagt, «alle zu einem Leibe getauft worden sind». Auch sind wir «alle mit einem Geiste getränkt worden» zur Einheit in einem Geiste. Es handelt sich ausdrücklich um eine durch diesen einen Geist gewirkte Einheit. Überall, wo sich das Leben des Christus vorfindet, ist der Heilige Geist da, der in der Macht «des Geistes des Lebens in Christo Jesu» wirkt (Röm. 8,2). Es ist eine einzige und unteilbare Person, eine göttliche Person hienieden. Gott gibt den Geist nicht nach Maß (Joh. 3,34). Es gibt nicht einen Geist für die Starken und einen Geist für die Schwachen, einen für die Unwissenden und einen für solche, die etwas mehr wissen. Der gleiche Geist redete durch Noah wie durch Mose und wie durch Haggai, und der gleiche Geist, der Paulus predigen hieß, ist auch Der, welcher heute in dem einfachsten Gläubigen wohnt. Ist Er nicht Christi Geist (Röm. 8,9)? Die Verschiedenheit seiner Wirkungen ist unbeschränkt, aber Er ist immer derselbe. Es ist «ein und derselbe Geist», der die Gnadengaben und die Dienste einem jeden insbesondere austeilt, wie Er will (1.Kor. 12,1-1 2), und Er ist es, der jeden leitet in dem, was Er ihm anvertraut hat. Erwirkt in und durch den Menschen, die aus Ihm geboren und von Ihm getauft sind. Die Kraft, in der Er dies tut, ist nicht vom Menschen abhängig: im Gegenteil, «der Geist gelüstet wider das Fleisch» (Gal. 5,17).

3. Dieser Geist ist, unter anderen Charakterzügen: der Heilige Geist der Verheißung, das Unterpfand des Erbes, angesichts dessen wir «berufen» worden sind mit heiligem Rufe - «in einer Hoffnung eurer Berufung». Schenken wir dieser Einheit und der Einzigkeit der christlichen Hoffnung genügend Beachtung? Sie ist nicht für diese Erde, sondern für den Himmel, wir müssen uns aufschwingen, um sie zu ergreifen (vergl. Phil. 3,12-14; Hebr. 6,18.19, und viele andere Stellen). Die persönliche Berufung ist ein Bestandteil der kollektiven Berufung, und zwar der Versammlung, des Leibes Christi. So verschieden die Wege der Christen sein mögen, sie haben alle das gleiche Ziel. Die gleiche Wohnung wartet auf sie im Vaterhaus. Alle, welche in den nacheinander folgenden Geschlechtern von Pfingsten bis zum Kommen des Herrn zu seinem Leibe gehören, werden angetan mit einem Leibe der Herrlichkeit, werden mit Christus vereinigt sein in den himmlischen Örtern. Diese Berufung und ihre Hoffnung machen uns und machen die ganze Versammlung zu Fremdlingen hienieden, denn wir sind schon jetzt «Hausgenossen Gottes». Aber bald wird die Braut, vereint mit ihrem Bräutigam, eins sein mit Ihm, den Platz einnehmen, den der Ratschluss Gottes für sie vorgesehen und das Werk Christi ihr erworben hat. Glückselige Hoffnung, gemeinsames Teil aller! Und dies schon jetzt, auch wenn nicht alle persönlich und gemeinsam im Genuss davon sind, wie der Heilige Geist sie dazu einlädt.
Aus den wichtigen Wahrheiten, die wir soeben dargelegt haben, ergibt sich unter anderem, dass
* jedesmal, wenn sich eine unabhängige Körperschaft bildet,
* jedesmal, wenn sich die Menschen einmischen in die Belange des Geistes Gottes, indem sie Menschen bestimmen zu öffentlichen Ämtern für die Verwaltung der Versammlung,
* jedesmal, wenn man den Gläubigen, also der Versammlung ein anderes Ziel vor Augen stellt, als die Verwirklichung ihrer himmlischen Berufung, in Erwartung des Herrn und in Ausübung seines Dienstes in der Welt, ohne von der Welt zu sein, die lebendige Einheit in Wirklichkeit geleugnet, Christus als Haupt der Versammlung verkannt und sein Zeugnis geschädigt wird.
Seien wir nicht erstaunt, dass in einer Zeit, wo die Irrlehrer überhand nehmen, wir eine Vermehrung religiöser Gruppen feststellen, die sich alle auf das Christentum berufen, aber ihre eigenen Grundsätze, ihre besonderen Programme, ihre besonderen Kirchenordnungen haben, verbunden mit einem Gemisch von biblischen Wahrheiten mit menschlichen Überlegungen, von evangelistischem Eifer mit sozialen Bemühungen. Wundern wir uns auch nicht, dass, in scheinbarem Widerspruch zu dieser Zerstückelung, die Führer großer religiöser Organisationen sich anstrengen, eine Einheit unter nicht zusammenpassenden Elementen zu schaffen. Dabei entsprechen sie den Wunschgedanken vieler aufrichtiger Seelen, die unter dem gegenwärtigen Zustand der Dinge seufzen. Aber warum sehen diese Seelen nicht, wie sehr eine solche Einheit menschliche Machenschaft ist? In Wirklichkeit durchkreuzen sich dabei Sektiererei, Freiheit für den Eigenwillen und Festhalten an Überlieferungen, zur großen Verwirrung der Gläubigen.
Man kann es nicht genug betonen: die Einheit muss, Gott sei Dank, nicht gebildet werden. Sie ist bereits gemacht, es gilt jetzt nur, sich ihr anzupassen. Danken wir Gott, dass in diesen bösen Tagen des Endes, in welchen wir leben, der Heilige Geist, der so wirklich hienieden ist, wie am Anfang der Kirche, durch nichts gehindert werden kann, seine Arbeit an den Seelen fortzusetzen, um sie aus der gegenwärtigen bösen Welt herauszunehmen. Danken wir Ihm, dass nichts die unzerstörbare Einheit der Versammlung antasten kann, dass nicht ein Jota der Zusicherungen in Epheser 4 verfällt. Ebensowenig kann die Liebe des Christus für seine Versammlung, für die Er sich hingab, abnehmen.
Gesegnet sind, die durch seine Gnade verstehen lernten, dass, um diese Einheit darzustellen, man hinausgehen muss zu Christus, indem man sich von den zerstörenden Irrtümern und dem moralisch Bösen zu Ihm hin absondert, um sich unter der alleinigen Leitung des Geistes Gottes zu versammeln.
Alle diese Wahrheiten sind schon oft vorgestellt worden. Aber es gibt eine Seite, der wir wahrscheinlich nicht genügend Beachtung geschenkt haben: Ich möchte hinweisen auf die Gefahr, inmitten der Christenheit eine weitere dieser besonderen Körperschaften zu bilden, die die sichtbare Einheit, von der die Rede war, zerstören. Es wird uns immer wieder vorgeworfen: im Namen der Einheit, die ihr verkündigt, bildet ihr eine neue Sekte! Gott bewahre uns davor! Doch muss man diese Gefahr ins Auge fassen, um wirklich bewahrt zu bleiben sowohl vor sektiererischer Gesinnung als auch vor Verweltlichung. Die beiden stehen einander näher, als wie es den Anschein hat.
Es ist leicht, vorzugeben, von allen menschlichen Verbindungen befreit zu sein und den Platz, wie wir es gerne ausdrücken, auf dem Boden der Einheit des Leibes einzunehmen, das heißt, uns nach diesem Grundsatz zu versammeln, der wohl der einzig richtige ist. Aber wenn wir nicht die Einheit des Geistes bewahren, befinden wir uns dann nicht bald im scharfen Widerspruch dazu? Unbemerkt werden die Formen Oberhand gewinnen, man sieht gewisse Gewohnheiten sich festsetzen, die allmählich zur Tradition werden, wenn auch keine Verfassung oder geschriebene Vorschriften bestehen. Lassen wir uns dann nicht unbemerkt fortreißen zu einer kirchlichen Organisation, welche die Einheit vortäuscht? Ist es dann nicht so, dass man den Dienst einigen Wenigen überlässt und die Übrigen nicht mehr geübt sind, sich zu beteiligen? Bei einem solchen Verhalten wird der Leitung des Heiligen Geistes wenig Raum gelassen. Er wird dadurch betrübt, ja sogar ausgelöscht. Die äußere Absonderung bleibt, aber man geht von dem Zusammenkommen, das uns in 2.Tim. 2,22 vorgestellt wird, zu einer falschen Nachahmung des «einen Leibes» über. Man baut wieder Dinge auf, die man verworfen hatte, und dies auf einer engeren Basis, die nichts mehr zu tun hat mit der echten und soliden Grundlage Gottes. Im Innern sieht man die Bruderliebe abnehmen, zum Schaden des ganzen Zeugnisses (Joh. 13,35). Es zeigt sich der Mangel, einander zu ertragen, wenn sich kleine Unterschiede in den Ansichten zeigen, die die Grundwahrheiten nicht antasten, bis es zu einem traurigen Bruch der Gemeinschaft kommt. Gegenüber draußen verhärtet sich das Herz, anstatt mit Liebe den unbekehrten Seelen zu begegnen, als ob es uns nichts anginge, wenn uns der Dienst am Evangelium entzogen würde. Desgleichen kümmert man sich wenig um so viele wirklich Gläubige, die eingezäunt sind in religiösen Systemen, wobei wir doch betrübt sein sollten, sie dort zu sehen, und es unsere Aufgabe wäre, ihnen behilflich zu sein, sich davon zu befreien. Wo sind die Aquilas und die Priscillas, die besorgt sind, die Apollos zu unterrichten? Dieser Mangel an Sorge um die, welche wir als Christen kennen, als Glieder am Leibe des Christus, ist er nicht ein Zeichen der Engherzigkeit unter dem Deckmantel der notwendigen Enge im Wandel auf dem schmalen Wege? Welchen Wert hätte ein solcher Wandel, wenn es nur eine Form der Gottseligkeit wäre, ohne Inbrunst und Mitgefühl? Paulus ermahnte die Korinther, «weit» zu werden, denn sie waren «verengt» in ihrem Innern, sowohl ihm als auch den Menschen gegenüber, für die er sich von der Liebe des Christus gedrängt fühlte. Und er zeigte ihnen, dass sie in diesen Zustand kamen, weil sie der Welt gegenüber «weit» geworden waren.
In der Tat, gleichlaufend mit den religiösen Formen kommt die Welt in verfänglicher Weise in unsere Mitte. Ohne dass wir uns dessen bewusst sind, bringen wir in die Familie Gottes Bräuche der Welt hinein, oder formen solche zu unserem Gebrauch um. Zu guter Letzt bringen wir uns in Gefahr, in eine geschlossene Gesellschaft, aber nach dem Muster der Welt, zu gleiten, wiewohl wir bekennen, nicht von ihr zu sein. Die Absonderung besteht dann nur aus streng an Formen gebundenen Übereinkünften.
Sich auf sich selbst zurückziehen ist etwas ganz anderes als sich miteinander eng an Christus anschließen in «unserem Zusammenkommen» in seinem Namen. Das Sich-auf-sich-selbst-zurückziehen gebiert früher oder später eine pharisäische Gesinnung, während das wirkliche Zusammenkommen um die Person des Herrn uns in der Demut erhält. Er allein ist dann der Gegenstand unseres Ruhmes, aber weich ein Gegenstand!
Ja, gewiss, nichts hat geändert in dem, was von Ihm ist. Da ist ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung. Aber die Einheit des Leibes wird bei uns nur in dem Maße eine sichtbare Wirklichkeit, wie der eine Geist in uns wirkt und wie unsere Geister untereinander eins sind, indem jedes mit Ihm in Übereinstimmung ist.
Nichts hat sich geändert was den einen Leib, den einen Geist und die eine Hoffnung anbetrifft, aber auch nichts hat sich geändert in dem, was uns im Worte Gottes eingeschärft wird, damit das Leben des Christus sich in unseren Beziehungen zeige in praktischer Heiligkeit, in Bruderliebe, in Demut, in Langmut, im Ertragen in Liebe, indem wir «die Einheit des Geistes im Bande des Friedens» bewahren.
Das Geheimnis in dieser Hinsicht ist immer dasselbe: das göttliche Leben in uns durch den Geist Christi. Ist es nicht bemerkenswert, dass in 1.Timotheus 3,15.16 das Geheimnis der Gottseligkeit - die Kenntnis der Person des Christus, die Quelle der Gottseligkeit - verbunden ist mit dem Verhalten im Hause Gottes, der Versammlung des lebendigen Gottes?
Hören wir doch, Brüder, auf die Stimme, die allein Macht hat, uns aufzuwecken: «Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!» Dass Er doch leuchte in unserem Leben und wir ein sichtbares und leserliches Zeugnis seien von der einen Versammlung, dem Leib eines verherrlichten Christus, und von dem Bau, gegründet durch Christus auf diesen Felsen: «Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.»

aus: Halte fest, Jahrgang 1977

Mittwoch, 31. Januar 2018

FREUDE, UND WIE MAN SIE AUFRECHT ERHÄLT


FREUDE, UND WIE MAN SIE AUFRECHT ERHÄLT


Als Kinder Gottes können wir uns gut an die ersten Tage erinnern, wo wir den Herrn Jesus kennen gelernt haben, dessen Name unsere Herzen mit Wonne erfüllte. Wie lieblich und erhebend war es für unsere Seele, seinen Namen vor den Menschen zu bekennen und zu verwirklichen, dass sein Blut für uns vergossen wurde, dass sein Opfer für uns ein Wohlgeruch für Gott war und dass daher uns nichts zu scheiden vermag «von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn» (Röm.8,39). Mit Sehnsucht denken manche von uns zurück an die Frische und Freude unserer Herzen, womit wir in inniger Verbindung zum Herrn standen.
Im Rückblick auf diese Zeiten sind nicht wenige von uns berührt, dass jene Zuneigungen mit der Zeit erkaltet sind: Die Innigkeit der Beziehungen zu Ihm ist verschwunden, und wir wundern uns, dass jener Zustand, trotz unserer Anstrengungen, nicht zurückgewonnen werden kann. Da stolpern viele und werden unsicher.

Heiligung

Einige sagen uns, dass, um diese Schwierigkeit zu überwinden, eine einzigartige und geheimnisvolle Erfahrung nötig sei, nämlich die «Heiligung». Dadurch erreichen sie, wie sie meinen, eine höhere Stufe, als Christen, die diese Erfahrung nicht gemacht haben. Indessen wird ein aufrichtiger Leser des Wortes Gottes finden, dass wir nicht heilig gemacht werden durch Erfahrung, sondern durch die Wahrheit, das Wort Gottes (Joh.17,17). Suchen wir dagegen eine Erfahrung, die uns auf eine höhere Stufe bringen soll, so mögen wir für eine kurze Zeit in höheren Sphären leben, aber dann nur, um in eine noch größere Unzufriedenheit zurückzufallen, so wie es auch beim Genuss von einem Übermaß von Alkohol der Fall ist. In der Bibel ist der Wein das Symbol der Freude; er mag erheitern, aber ich werde mich und kann mich nicht davon nähren: das würde mich zu einer totalen Entgleisung führen.


Wahre Freude nur im Herrn

Ist denn dem Christen die Freude vorenthalten? In keiner Weise, denn wahre geistliche Freude ist ja gerade das, was Gott schenkt. Was gab uns Freude bei unserer Bekehrung? War es das Beschäftigtsein mit jener Freude? «Gewiss nicht», wirst du sagen, «sie hing ab von der Erkenntnis des Herrn Jesus, meines Heilandes und von dem Bewusstsein seiner steten Gegenwart. Ich nährte mich von Ihm, der wahrhaftigen Speise und die Folge war Freude».
Aber besteht nicht die Gefahr, dass wir nur bei der Freude stehen bleiben und die Notwendigkeit des Sich-Nährens aus dem Auge verlieren? Stützen wir uns weitgehend auf unsere Freude, dann haben wir außer acht gelassen, wie sehr sie vom Herrn abhängig ist. Bestimmt ist das der Grund für das Erkalten der Liebe und für den Mangel an Wachstum in manchen Fällen. Das Auge ist auf sein eigenes Ich und auf die Vorgänge im Innern gerichtet, statt den Einen vor sich zu haben, der allein wahre Freude geben kann.


Christus, nicht Freude, nährt und befriedigt die Seele

Ich glaube, der Zustand der Seele, der manche von uns kennzeichnet, ist treffend beschrieben in Psalm 107,4-5: «Sie irrten umher in der Wüste, auf ödem Wege, sie fanden keine Wohnstadt. Hungrig waren sie und durstig, es verschmachtete in ihnen ihre Seele». So war es mit den Kindern Israel, einige Zeit nachdem sie das Lied der Befreiung gesungen hatten beim Durchzug durch das Rote Meer. Da war ein unbefriedigtes Verlangen, ein unerfüllter Wunsch: die Freude, die früher ihr Teil war, konnte sie jetzt nicht stützen. Was dann? «Da schrien sie zu Jehova in ihrer Bedrängnis, und aus ihren Drangsalen errettete er sie. Und er leitete sie auf rechtem Wege, dass sie zu ihrer Wohnstadt gelangten. Mögen sie Jehova preisen wegen seiner Güte, und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern.? Denn er hat die durstende Seele gesättigt und die hungernde Seele mit Gutem erfüllt» (Verse 6-9). Dass dies doch tief hinabsinke in unsere Herzen: Freude befriedigt und nährt die Seele nicht, aber Er, unser Herr vermag dies zu tun. Hat Er nicht gesagt: «Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel hernieder gekommen ist»? (Joh. 6,51).


Das Wort Gottes, die einzige Quelle

Nun, wo habe ich zuerst von Ihm gelernt? Was gab mir den Geschmack für jenes Brot des Lebens? Nichts anderes als die Heilige Schrift, ohne sie wäre ich immer noch in der Finsternis. Wie kann ich dann dieses kostbare Buch vernachlässigen und dabei erwarten, dass meine Gedanken sich mit Christus beschäftigen? Unmöglich! und doch wie viele meinen ihre Freude aufrecht erhalten zu können, ohne den Platz einzunehmen, wo allein geistliche Freude genossen werden kann.
Haben wir einmal angefangen, das Wort Gottes zu erforschen, so wird der Satan viele Mittel anwenden, um uns zu entmutigen. Vielleicht wird der eine oder andere das Bibelstudium schwer und mühsam finden, und Zweifel mögen sich regen, ob wohl eine Frucht dabei hervorkommen möge. Ist das nicht ein Test des Glaubens, und heißt Glaube nicht, sich ganz auf Gott verlassen? Und ist Gott nicht fähig, uns über diese Klippe hinwegzubringen? Machen wir das zu einem Gebetsgegenstand! Vergessen wir aber nicht, dass der Glaube handelt: «Die Hand der Fleißigen macht reich». «Wer aber allmählich sammelt, vermehrt». «Bei jeder Mühe wird Gewinn sein». «Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen; aber der Könige Ehre ist es, eine Sache zu erforschen (Sprüche 10,4; 13,11; 14,23; 25,2). «Lasst uns aber im Gutes tun nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten» (Gal.6,9). Auf diese Weise werden wir den Herrn Jesus immer besser kennen lernen und für unsere Herzen kostbare Entdeckungen machen. Eine viel ruhigere und tiefere Freude wird dann unser Teil sein, als was wir kannten bei unserer Bekehrung. Aber wachen wir darüber, dass wir uns nicht auf die Freude verlassen!
Es ist auch nötig daran zu denken, dass wir die Bibel nie öffnen, als nur in einem Geiste der Ehrfurcht und Demut. Ferner ist es wichtig, dass wir das Wort Gottes nicht aufschlagen aus rein selbstsüchtigen Beweggründen, ohne es mit Christus in Verbindung zu bringen. Vergessen wir nie, dass Christus der Hauptgegenstand der Heiligen Schriften ist. Das ist der Schlüssel, der uns das heilige Buch öffnet. Als der Herr Jesus mit den beiden Jüngern nach Emmaus ging, «erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betrat» (Luk.24,27). Wie lieblich war ihr darauffolgendes Zeugnis: «Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete?» Nichts vermag die Schönheit und die Frische des Wortes der Seele zu vermitteln, als eine Gesinnung, die darauf ausgeht, überall in der Bibel etwas von Christus zu finden.
Es mag, wie in den Evangelien, ein unmittelbarer Kontakt mit Ihm sein, oder, wie in den Episteln, die Lehre über seine Person, sein Werk, seine Herrlichkeit, oder seine Interessen auf dieser Erde, sein Evangelium, das zu den Verlorenen geht, oder sein Leib, welcher die Versammlung ist.
Im Alten Testament schon finden wir überall Bilder von Christus in seinen verschiedenen Eigenschaften als Sohn Gottes, Sohn des Menschen, als Prophet, Priester, König, Diener, Hirte und als Lamm Gottes usw. Dort finden wir auch Einzelheiten über seine Geburt, sein fleckenloses Leben, seine Leiden auf Erden, seine Verwerfung, seine Stellvertretung für Sünder im Gericht Gottes, sein freiwilliger Gehorsam bis zum Tode, seine Auferstehung, seine Erhöhung, sein Kommen zum Gericht und seine Herrschaft über die Erde. In den Psalmen und in den Propheten ist Er überall der Hauptgegenstand.
Lasst uns daher in vermehrter Weise allen Fleiß anwenden, diese verborgenen Schätze aufzuspüren. Dabei wollen wir uns erinnern, dass, wenn wirklich Christus der Gegenstand ist, dem Herzen nichts mangeln wird. Möchten wir mit dem Propheten Jeremia sagen können: «Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zu Freude meines Herzens» (Jer.15,16).
----------
Aus: halte fest // Jahrgang 1977
Foto: pixabay.de

Sonntag, 7. Januar 2018

Was Facebook nicht löschen mag

Die anhaltenden Zensurorgien gegen selbst harmlose Posts bei Facebook werfen viele Fragen auf – und auch, was Facebook anscheinend nicht stoppen will.

Hier geht es weiter


Mittwoch, 6. Dezember 2017

Islamstaaten-Sondergipfel






Was sagt das Wort Gottes zu Jerusalem?

Sacharja 12: Dies ist der Ausspruch, das Wort des HERRN über Israel: Es spricht der HERR, der den Himmel ausspannt und die Erde gründet und den Geist des Menschen in seinem Innern bildet: Siehe, ich mache Jerusalem zum Taumelkelch für alle Völker ringsum, und auch gegen Juda wird es gehen bei der Belagerung Jerusalems...  hier geht es weiter.