Mittwoch, 31. Januar 2018

FREUDE, UND WIE MAN SIE AUFRECHT ERHÄLT


FREUDE, UND WIE MAN SIE AUFRECHT ERHÄLT


Als Kinder Gottes können wir uns gut an die ersten Tage erinnern, wo wir den Herrn Jesus kennen gelernt haben, dessen Name unsere Herzen mit Wonne erfüllte. Wie lieblich und erhebend war es für unsere Seele, seinen Namen vor den Menschen zu bekennen und zu verwirklichen, dass sein Blut für uns vergossen wurde, dass sein Opfer für uns ein Wohlgeruch für Gott war und dass daher uns nichts zu scheiden vermag «von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn» (Röm.8,39). Mit Sehnsucht denken manche von uns zurück an die Frische und Freude unserer Herzen, womit wir in inniger Verbindung zum Herrn standen.
Im Rückblick auf diese Zeiten sind nicht wenige von uns berührt, dass jene Zuneigungen mit der Zeit erkaltet sind: Die Innigkeit der Beziehungen zu Ihm ist verschwunden, und wir wundern uns, dass jener Zustand, trotz unserer Anstrengungen, nicht zurückgewonnen werden kann. Da stolpern viele und werden unsicher.

Heiligung

Einige sagen uns, dass, um diese Schwierigkeit zu überwinden, eine einzigartige und geheimnisvolle Erfahrung nötig sei, nämlich die «Heiligung». Dadurch erreichen sie, wie sie meinen, eine höhere Stufe, als Christen, die diese Erfahrung nicht gemacht haben. Indessen wird ein aufrichtiger Leser des Wortes Gottes finden, dass wir nicht heilig gemacht werden durch Erfahrung, sondern durch die Wahrheit, das Wort Gottes (Joh.17,17). Suchen wir dagegen eine Erfahrung, die uns auf eine höhere Stufe bringen soll, so mögen wir für eine kurze Zeit in höheren Sphären leben, aber dann nur, um in eine noch größere Unzufriedenheit zurückzufallen, so wie es auch beim Genuss von einem Übermaß von Alkohol der Fall ist. In der Bibel ist der Wein das Symbol der Freude; er mag erheitern, aber ich werde mich und kann mich nicht davon nähren: das würde mich zu einer totalen Entgleisung führen.


Wahre Freude nur im Herrn

Ist denn dem Christen die Freude vorenthalten? In keiner Weise, denn wahre geistliche Freude ist ja gerade das, was Gott schenkt. Was gab uns Freude bei unserer Bekehrung? War es das Beschäftigtsein mit jener Freude? «Gewiss nicht», wirst du sagen, «sie hing ab von der Erkenntnis des Herrn Jesus, meines Heilandes und von dem Bewusstsein seiner steten Gegenwart. Ich nährte mich von Ihm, der wahrhaftigen Speise und die Folge war Freude».
Aber besteht nicht die Gefahr, dass wir nur bei der Freude stehen bleiben und die Notwendigkeit des Sich-Nährens aus dem Auge verlieren? Stützen wir uns weitgehend auf unsere Freude, dann haben wir außer acht gelassen, wie sehr sie vom Herrn abhängig ist. Bestimmt ist das der Grund für das Erkalten der Liebe und für den Mangel an Wachstum in manchen Fällen. Das Auge ist auf sein eigenes Ich und auf die Vorgänge im Innern gerichtet, statt den Einen vor sich zu haben, der allein wahre Freude geben kann.


Christus, nicht Freude, nährt und befriedigt die Seele

Ich glaube, der Zustand der Seele, der manche von uns kennzeichnet, ist treffend beschrieben in Psalm 107,4-5: «Sie irrten umher in der Wüste, auf ödem Wege, sie fanden keine Wohnstadt. Hungrig waren sie und durstig, es verschmachtete in ihnen ihre Seele». So war es mit den Kindern Israel, einige Zeit nachdem sie das Lied der Befreiung gesungen hatten beim Durchzug durch das Rote Meer. Da war ein unbefriedigtes Verlangen, ein unerfüllter Wunsch: die Freude, die früher ihr Teil war, konnte sie jetzt nicht stützen. Was dann? «Da schrien sie zu Jehova in ihrer Bedrängnis, und aus ihren Drangsalen errettete er sie. Und er leitete sie auf rechtem Wege, dass sie zu ihrer Wohnstadt gelangten. Mögen sie Jehova preisen wegen seiner Güte, und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern.? Denn er hat die durstende Seele gesättigt und die hungernde Seele mit Gutem erfüllt» (Verse 6-9). Dass dies doch tief hinabsinke in unsere Herzen: Freude befriedigt und nährt die Seele nicht, aber Er, unser Herr vermag dies zu tun. Hat Er nicht gesagt: «Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel hernieder gekommen ist»? (Joh. 6,51).


Das Wort Gottes, die einzige Quelle

Nun, wo habe ich zuerst von Ihm gelernt? Was gab mir den Geschmack für jenes Brot des Lebens? Nichts anderes als die Heilige Schrift, ohne sie wäre ich immer noch in der Finsternis. Wie kann ich dann dieses kostbare Buch vernachlässigen und dabei erwarten, dass meine Gedanken sich mit Christus beschäftigen? Unmöglich! und doch wie viele meinen ihre Freude aufrecht erhalten zu können, ohne den Platz einzunehmen, wo allein geistliche Freude genossen werden kann.
Haben wir einmal angefangen, das Wort Gottes zu erforschen, so wird der Satan viele Mittel anwenden, um uns zu entmutigen. Vielleicht wird der eine oder andere das Bibelstudium schwer und mühsam finden, und Zweifel mögen sich regen, ob wohl eine Frucht dabei hervorkommen möge. Ist das nicht ein Test des Glaubens, und heißt Glaube nicht, sich ganz auf Gott verlassen? Und ist Gott nicht fähig, uns über diese Klippe hinwegzubringen? Machen wir das zu einem Gebetsgegenstand! Vergessen wir aber nicht, dass der Glaube handelt: «Die Hand der Fleißigen macht reich». «Wer aber allmählich sammelt, vermehrt». «Bei jeder Mühe wird Gewinn sein». «Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen; aber der Könige Ehre ist es, eine Sache zu erforschen (Sprüche 10,4; 13,11; 14,23; 25,2). «Lasst uns aber im Gutes tun nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten» (Gal.6,9). Auf diese Weise werden wir den Herrn Jesus immer besser kennen lernen und für unsere Herzen kostbare Entdeckungen machen. Eine viel ruhigere und tiefere Freude wird dann unser Teil sein, als was wir kannten bei unserer Bekehrung. Aber wachen wir darüber, dass wir uns nicht auf die Freude verlassen!
Es ist auch nötig daran zu denken, dass wir die Bibel nie öffnen, als nur in einem Geiste der Ehrfurcht und Demut. Ferner ist es wichtig, dass wir das Wort Gottes nicht aufschlagen aus rein selbstsüchtigen Beweggründen, ohne es mit Christus in Verbindung zu bringen. Vergessen wir nie, dass Christus der Hauptgegenstand der Heiligen Schriften ist. Das ist der Schlüssel, der uns das heilige Buch öffnet. Als der Herr Jesus mit den beiden Jüngern nach Emmaus ging, «erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betrat» (Luk.24,27). Wie lieblich war ihr darauffolgendes Zeugnis: «Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete?» Nichts vermag die Schönheit und die Frische des Wortes der Seele zu vermitteln, als eine Gesinnung, die darauf ausgeht, überall in der Bibel etwas von Christus zu finden.
Es mag, wie in den Evangelien, ein unmittelbarer Kontakt mit Ihm sein, oder, wie in den Episteln, die Lehre über seine Person, sein Werk, seine Herrlichkeit, oder seine Interessen auf dieser Erde, sein Evangelium, das zu den Verlorenen geht, oder sein Leib, welcher die Versammlung ist.
Im Alten Testament schon finden wir überall Bilder von Christus in seinen verschiedenen Eigenschaften als Sohn Gottes, Sohn des Menschen, als Prophet, Priester, König, Diener, Hirte und als Lamm Gottes usw. Dort finden wir auch Einzelheiten über seine Geburt, sein fleckenloses Leben, seine Leiden auf Erden, seine Verwerfung, seine Stellvertretung für Sünder im Gericht Gottes, sein freiwilliger Gehorsam bis zum Tode, seine Auferstehung, seine Erhöhung, sein Kommen zum Gericht und seine Herrschaft über die Erde. In den Psalmen und in den Propheten ist Er überall der Hauptgegenstand.
Lasst uns daher in vermehrter Weise allen Fleiß anwenden, diese verborgenen Schätze aufzuspüren. Dabei wollen wir uns erinnern, dass, wenn wirklich Christus der Gegenstand ist, dem Herzen nichts mangeln wird. Möchten wir mit dem Propheten Jeremia sagen können: «Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zu Freude meines Herzens» (Jer.15,16).
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Aus: halte fest // Jahrgang 1977
Foto: pixabay.de

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