Dienstag, 28. November 2017

Der Abfall und der Antichrist


Der Abfall und der Antichrist

 

„Lasst euch von niemand auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag (der Tag des Herrn) kommt nicht, es sei denn dass zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens“ (2. Thess. 2,3).

Wenn der Apostel in obiger Aufforderung an die ängstlich gewordenen Thessalonicher von dem „Abfall“ redet, so meint er damit nicht das mehr und mehr um sich greifende Verderben der Christenheit, sondern ihr völliges Verleugnen aller christlichen Grundsätze in den letzten Tagen. Dieser Abfall wird nicht nur hier und da eintreten, wie es ja schon heute der Fall ist, sondern die ganze große Masse der bekennenden Christenheit wird sich ihm anschließen. Vielleicht mögen nach der Aufnahme der Gläubigen in den Himmel die äußeren Formen der Christenheit für eine Zeitlang noch beibehalten werden. Doch wehe all den Ländern, in denen das Christentum bekannt und das Licht der göttlichen Wahrheit angezündet gewesen ist! Der offenkundige Abfall wird sich überraschend schnell ausbreiten. Die Anbetung des Gottes und Vaters unseres Herrn Jesus Christus wird der Anbetung Satans, des Tieres und des falschen Propheten Platz machen (vergl. Offb. 13).

In seinem zweiten Brief beschreibt Petrus das Verderben des Christentums in den letzten Tagen. Judas, in seinem kurzen Brief, geht noch einen Schritt weiter und zeichnet in scharf ausgeprägten Zügen den Abfall der Christenheit.

Fragen wir uns jetzt, wann dieser völlige Abfall eintreten wird, so lautet die Antwort: nach der Aufnahme der Gemeinde in den Himmel und vor dem Anbruch des Tages des Herrn. Beachten wir die einfache Beweisführung des Apostels! Er tröstet die beunruhigten Thessalonicher mit „der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserem Versammelt werden zu Ihm hin“ (V.1) und beweist dadurch zugleich, dass der Tag des Herrn noch nicht da war. Sie hatten durchaus keine Ursache, durch die jüdischen oder heidnischen Verfolgungen in ihrer Gesinnung erschüttert oder erschreckt zu werden. Der Herr war noch nicht gekommen, und sie waren noch nicht zu lhm versammelt worden. Unmöglich konnte daher auch der „Tag“, mit dem die Gerichte in Verbindung stehen, schon gekommen sein. Der zweite Beweis des Apostels ist womöglich noch schlagender und bestimmter. Ehe jener Tag erscheint, muss zuvor „der Abfall“ kommen und „der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens“, mit anderen Worten der Antichrist, geoffenbart sein. Ehe dieser Abfall geschehen und der Mensch der Sünde geoffenbart worden ist, kann „der Tag des Herrn“ nicht kommen.

Fassen wir die Beweisführung des Apostels noch einmal kurz zusammen, so lautet sie: Der Tag des Herrn ist noch nicht da, weil erstens der Herr noch nicht gekommen ist und wir noch nicht zu Ihm versammelt sind, und weil zweitens der Abfall und der Mensch der Sünde noch nicht geoffenbart ist. Eine sorgfältige Betrachtung von 2. Thessalonicher 2 wird noch andere gewichtige Beweisgründe für die Richtigkeit des Gesagten erbringen.

Beschäftigen wir uns jetzt noch etwas näher mit dieser furchtbaren Gestalt, dem Antichrist. Es ist sehr interessant, die verschiedenen Namen und Bezeichnungen, die ihm in der Schrift beigelegt werden, zu sammeln und zu untersuchen. Die wichtigsten sind:
  1. „DerAntichrist“. Dieser Ausdruck findet sich nur in den Briefen des Johannes und wird dort gebraucht, um seinen religiösen Charakter zu bezeichnen, als der, welcher einerseits „leugnet, dass Jesus der Christus ist“, und anderseits „den Vater und den Sohn leugnet“ (1.Johannes 2,22; 2. Johannes 7).
  2. „Der Mensch der Sünde“ (2. Thess. 2,3). Jede Form der Gottlosigkeit wird sich völlig in einem Menschen entfalten. Die Sünde wird gleichsam in einer Person, in dem „Menschen der Sünde“, zusammengefasst sein.
  3. „Der Sohn des Verderbens“ (2. Thess. 2,3). Diese Bezeichnung drückt seinen schrecklichen Ursprung und sein entsetzliches Ende aus.
  4. „Der Gesetzlose“ (2. Thess. 2,8). Er ist der Eigenwille in Person und steht daher in schroffstem Gegensatz zu Ihm der niemals seinen eigenen Willen suchte, sondern stets das tat, was dem Vater wohlgefiel.
  5. Das „andere Tier“ (Offb. 13,11-16). Er sucht in seinem Auftreten gleichsam Christum nachzubilden, indem er „Hörner hat gleich einem Lamme“; seine Äußerungen sind jedoch der Ausdruck eines satanischen Einflusses: er „redet wie ein Drache“.
  6. „Der falsche Prophet“ (Offb. 16,13; 19,20). Er übt seinen bösen Einfluss auf das abtrünnige lsrael aus, dem er sich fälschlich als der Mund Gottes darstellt.
  7. „Ein törichter und nichtiger Hirte“ (Sach. 11 ,15.17). Anstatt die Herde zu weiden, wird er, der wegen der Verwerfung Gottes, des wahren Hirten und Königs, über Israel erweckt werden soll, sie grausam behandeln und sich selbst weiden. Doch „das Schwert wird über seinen Arm und über sein rechtes Auge“ kommen, d. h. das Gericht wird seine Macht zerschlagen und seine Einsicht vernichten. Sein Arm wird verdorren, sein rechtes Auge völlig erlöschen.
Außer diesen gibt es in den Psalmen noch verschiedene Benennungen, die mit Recht auf den Antichrist angewandt werden, so z. B. „Mann des Blutes und des Truges“ (Ps. 5,6) oder „Zunge des Trugs“ (Ps. 52,4). Doch sind dies nicht gerade unmittelbare Bezeichnungen seiner Person.

Zum Schluss möchten wir noch mit einigen Worten des schrecklichen Endes des Antichristen gedenken. In 2. Thess. 2,8 lesen wir, dass der Herr Jesus ihn „verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft“. Einzelheiten betreffs seines endgültigen Gerichts liefert uns Offenbarung 19. Dort heißt es im 20. Vers: „Und es wurde ergriffen das Tier und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten, – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt“. Auch im Alten Testament ist bereits an verschiedenen Stellen von dem schrecklichen Endgericht des Antichrists die Rede, von denen eine hier angeführt sei: „Denn vorlängst ist eine Greuelstätte zugerichtet. Auch für den König (vergl. Dan. 11,36) ist sie bereitet. Tief, weit hat er sie gemacht, ihr Holzstoß hat Feuer und Holz in Menge; wie ein Schwefelstrom setzt der Hauch Gottes ihn in Brand“ (Jes. 30,33).

aus: halte fest 1977 // Foto: pixabay.de

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